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Es gibt Themen und Bereiche, bei denen ich, wenn Leser mich deswegen anrufen und eine Frage haben oder Kritik loswerden wollen, ich sofort sage: "Tut mir leid, da kenne ich mich überhaupt nicht aus." Während der ersten Monate als Leserobmann habe ich noch immer hinzugefügt: "Das sind böhmische Dörfer für mich." Bis dann eines Tages ein Anrufer, der in einer Stadt nahe der Grenze zu Tschechien wohnt, mich regelrecht runderneuert hat, weil er diese Redensart für diskriminierend hält; dafür hatte ich Verständnis, also habe ich künftig darauf verzichtet, während ich die Redensart "das kommt mir aber reichlich spanisch vor" weiter verwende, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Leute in der Leitung sofort wissen, wie ich das meine, ohne dass ich meine Haltung weiter erläutern muss. Zu einem Missverständnis kommt es eher selten, dieses Gespräch war eine Ausnahme:

Ich würde gern mit Ihnen über einen Artikel auf der Wirtschaftsseite sprechen, denn ich habe da einen Fehler gefunden", sagte eine Leserin, nannte mir den Erscheinungstag und las mir dann die Überschrift der Bildnachricht vor: "Umzug in Behausung mit Melkhilfen." Obwohl ich ein großer Fan landwirtschaftlicher Produkte pflanzlicher Art bin, muss ich bei Fragen zu Details eigentlich immer passen, weshalb ich diesmal vorsorglich die Flucht nach von vorn ergriff: "Tut mir leid, da werde ich sie wohl mit einem Fachkollegen verbinden müssen, denn in der Landwirtschaft kenne ich mich nicht gut aus." Die Reaktion der Frau in der Leitung hat mich verblüfft.

"Das stimmt nicht", sagte sie und wartete ab, wie ich darauf reagiere. "Wie meinen Sie das?", fragte ich zurück, weil ich mir keinen Reim auf diesen Hinweis machen konnte. Mit der Antwort machte mich die Anruferin noch neugieriger: "Das gehört meiner Ansicht nach vielmehr zu den Kernkompetenzen, über die jeder Redakteur bei einer Zeitung verfügen sollte." Ich war sprachlos, also war Schweigen meine Reaktion darauf, was die Leserin animierte, mir einen Vorschlag zu unterbreiten: "Lesen Sie sich den Text noch erst mal durch, so lang ist er ja nicht, und dann sagen Sie mir, ob sie auch einen Fehler entdeckt haben." Gemacht, getan, diese Zeilen las ich mit Ruhe und bedacht:

"Die ersten 120 von 370 Milchkühen des Agrarbetriebes Bielatal sind umgezogen: In den modernen Stall mit sechs Melkrobotern, vier Futtersilos und zwei Güllebecken. Investitionssumme: 4,7 Millionen Euro. Der Betriebsleiterin Karin Matthes (Foto) zufolge haben die Tiere die Aktion sehr gut verkraftet. Sie hätten sich schnell zurechtgefunden und auch mit der neuen Melktechnik keine Probleme. "Wie entspannt sie sind, zeigt allein die Tatsache, dass sie im Stall ganz in Ruhe wiederkäuen", erklärt die Diplom-Agraringenieurin. Der neue Melkstall ist für 450 Tiere ausgelegt - so hat auch der Nachwuchs noch Platz. Im August erwarten die Bielataler 40 Fersen."

Trotz aufmerksamen Lesens gab ich mich geschlagen: "Bitte klären Sie mich auf, ich finde keinen Fehler." Nun konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Anruferin lächelte, als sie sagte: "Ein bisschen sollten Sie sich schon schämen, finde ich, nur Fersengeld sollten sie nicht gleich geben, das fände ich dann doch etwas übertrieben." In diesem Moment fiel dann doch noch der Groschen, und ich bin mir ganz sicher, dass ich nie wieder vergessen werde, wie man weibliche Rinder nennt, die noch nicht gekalbt haben, und vor allem wie man dieses Wort schreibt.

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