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Gute Idee: Das Übel an der Quelle beseitigen
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Wenn die Anzahl der Anrufe von Lesern zu diesem Thema ein Gradmesser für das Interesse der Menschen an der Bundestagswahl wäre, sähe es düster für die Wahlbeteiligung aus, weil nur vereinzelt sich Leser bei mir melden, um mit mir über den Urnengang am 22. September beziehungsweise über die Berichte und Sonderseiten in der Zeitung dazu zu reden. Umso mehr hat es mich erstaunt, dass die zwei Gespräche heute beide innerhalb meiner internen Bewertung eine Auszeichnung erhalten haben. Denn mit der bislang witzigsten Bemerkung darf sich dieser Anrufer schmücken, der mir eine Frage stellte: "Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Telefonzelle und der Bundestagswahl?", hörte ich ihn sagen, während ich zwar nach einer Antwort suchte, mich aber geschlagen geben musste und um Aufklärung bat: "In der Telefonzelle muss man erst zahlen und darf dann wählen ...", sagte der Mann in der Leitung und überließ es mir, den Witz in Gedanken zu vollenden.
Der zweite Leser stellte mir gleichfalls eine Frage: "Warum wird in Deutschland nicht grundsätzlich bei allen Abgaben die Quellensteuer eingeführt?", wollte er wissen, weil seiner Meinung nach dies die Konsequenz wäre: "Und die meisten Finanzierungsprobleme, die unser Staat zurzeit hat, wären mit einem Schlag gelöst." Dazu muss ich kurz erklären: Wenn die Steuer dort sofort eingezogen wird, wo die Einkünfte erzielt werden (also direkt an der "Quelle") spricht man von einer Quellensteuer; in Deutschland sind dies beispielsweise die Lohn- und die Kapitalertragssteuer; beide Abgaben werden sofort einbehalten, und man kann sich ihr (auf legalem Wege) gar nicht entziehen. Nun meinte der Anrufer: "Wenn das für alle Steuern gelten würde und sie dort entrichtet werden müssen, wo das zugrunde liegende Geld erwirtschaftet wird, dann könnten große Konzerne ihren Firmensitz nicht einfach ins Ausland verlagern, um dort die Steuervorteile in Anspruch zu nehmen, und die Großverdiener unter den Sportlern könnten nicht einfach ihren Wohnsitz in die Schweiz oder nach Luxemburg verlagern, um weniger an den Fiskus bezahlen zu müssen. Die Steuern fallen dort an, wo das Geld erwirtschaftet wird, so einfach ist das." Steueroasen könnte es dann noch geben, nur für in Deutschland verdientes Geld wären sie keine Option mehr. Nun bin ich alles andere als ein Fachmann auf diesem Gebiet, weshalb ich dem Leser versichert habe, die zuständigen Redakteure darüber zu informieren mit der Bitte, sich dieses Themas eventuell einmal anzunehmen. Doch danach bin in ins Grübeln geraten, habe mich im Netz schlau gemacht und dabei unter anderem erfahren, dass die USA erst vor drei Jahren ein entsprechendes Gesetz verabschiedet haben, das Steuerflüchtlingen das Leben schwer bis unmöglich macht, so dass ich am Ende zu dem Resultat kam: Dieser Leserhinweis hat es verdient, in der Kategorie "Intelligent und wichtig" den ersten Platz einzunehmen.
Übrigens gab es heute auch drei Reaktionen von Lesern auf den Aufmacher der Titelseite. Der Artikel hat die Überschrift "Britischer Wissenschaftler warnt: Smartphones machen kurzsichtig", und es geht in dem Bericht unter anderem darum, dass die Anzahl der kurzsichtigen Menschen in unserem Land immer weiter steigt und welche Ursachen dafür verantwortlich gemacht werden können. Alle drei Anrufer haben mich aus dem gleichen Grund angerufen, eine Leserin hat ihn so formuliert: "Was hilft mir das weiter, wenn ich ein Jahr oder noch länger auf einen Termin beim Augenarzt warte."
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