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Über Schuhe, Socken und einen Überfall
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Vor dem eigentlichen Thema möchte ich heute dies klarstellen: Wenn ich, was im Sommer eher selten der Fall ist, welche trage, wechsle ich täglich meine Socken. Keine Angst, es geht jetzt nicht um Fragen der Hygiene, des richtigen Benehmens oder des guten Geschmacks, obwohl ich mir fest vorgenommen habe, in meinen Memoiren, wenn ich sie denn schreibe, einem Kapitel die Überschrift "Weiße Socken in Sandalen" zu geben und darin über Zeitgenossen zu berichten, die in Fragen der Bewältigung des Alltags eine nicht von mir nicht nachvollziehbare Einstellung an den Tag legen. Vielmehr möchte ich nun über zwei Missverständnisse berichten, die in dieser Woche bei Gesprächen mit Lesern entstanden sind und die ich ganz bewusst nicht ausgeräumt habe. Und für das Verstehen der ersten Episode ist das Wissen um mein Eingangsbekenntnis erforderlich. Dieses Geständnis noch vorweg: Ich kläre Missverständnisse meistens nur deshalb nicht auf, weil ich ich mich ein bisschen dafür schäme und am liebsten etwas Asche auf mein Haupt streuen würde, weil sie überhaupt entstanden sind.
Episode 1: Dieser Leser gehörte zu den vielen Anrufern, die sich in den vergangenen Tagen und Wochen bei mir gemeldet hatten, weil sie mit mir darüber reden wollten, welche Konsequenzen es hat, dass man in Chemnitz neuerdings nur noch vorne in die Busse des öffentlichen Personennahverkehrs einsteigen darf. Der Mann war mit seinen Klagen über volle Busse und vielen Verspätungen bereits am Ende, als er mir noch eine andere Geschichte erzählen wollte und auch durfte: "Der Kerl kam rein, setzte sich hin und legte seine Füße auf den Vordersitz", sagte er und erzählte weiter, dass er sich zunächst von diesem Mann beleidigen lassen musste, weil er ihn darauf hingewiesen habe, dass sich das nicht gehöre, und dass er sich dann auch noch eine dumme Bemerkung vom Busfahrer habe anhören müssen, weil er sich bei ihm beschwert hatte, aber auf keine Verständnis gestoßen war. Ich habe dem Leser gesagt, dass ich gut verstehen kann, wie er sich da gefühlt hat, weil ich es schon nicht leiden kann, wenn Leute in Bussen und Bahnen die Sitze dreckig machen. Der Mann freute sich über mein Verständnis und sagte abschließend: "Das Schlimmste für mich war das Loch in einer Socke." Das wiederum verstand ich überhaupt nicht und fragte: "Haben Sie das denn gesehen?" Dies war seine Antwort: "Er hatte doch die Schuhe ausgezogen", sagte der Leser, und ich hatte dieses Bild vor Augen: Jeden Morgen und jeden Abend, wenn ich in den Zug steige und einen Platz gefunden habe, ziehe ich als erstes ...
Episode 2: "Ich würde gern mit Ihnen über einen Artikel auf der vermischten Seite sprechen", sagte die Leserin und nannte mir die Überschrift: "Rentner bei Überfall auf Mallorca getötet" zitierte sie einen Bericht auf der Seite "Aus aller Welt". Ihr Kritik formulierte sie in einem Satz: "Das ist nicht die Wahrheit", erklärte sie mir und fügte hinzu, dass der Rentner nicht bei einem Überfall ums Leben gekommen sei. Weil sie schwieg, sagte ich als nächstes, was für mich naheliegend war: "Bitte haben gedulden Sie sich einen Moment, ich frage mal, weil es sich hier um einen Artikel einer Nachrichtenagentur handelt, bei dem verantwortlichen Redakteur nach, ob ihm etwas bekannt ist, dass diese Information nicht der Wahrheit entspricht." Also habe ich den Kollegen angerufen; er wusste von nichts, bei ihm sei kein Hinweis dazu eingegangen, auch die Agentur habe sich nicht gemeldet und den Artikel korrigiert. Um ganz sicher zu gehen, habe ich diese Informationen noch bei den Nachrichten in die Suchmaschine eingegeben und dabei erfahren, dass viele andere Zeitungen und Newsportale den gleichen Fakt gemeldet haben. Ich habe ihn nochmal in Gedanken zusammengefasst, mir das Gespräch mit dem Anrufer zurückgeholt und ihm mitgeteilt: "Die Nachricht ist korrekt: Die spanische Polizei fahndet nach zwei Männern, die auf Mallorca ein deutsches Rentnerpaar in dessen Wohnung überfallen haben." Dann hörte ich dies, was mich zunächst sprachlos machte: "Das ist auch eine ganz andere Nachricht. Denn wenn Sie schreiben, dass der Rentner bei einem Überfall getötet wurde, heißt das, dass der Mann einen Überfall begangen hat und dabei getötet wurde. Ich weiß zwar, dass Sie das nicht gemeint haben, aber falsches Deutsch bleibt es trotzdem." Abschließend habe ich mich noch für das Gespräch und den Hinweis bedankt und mich verabschiedet mit der Zusage, die Kollegen in der Redaktion darüber zu informieren. Allerdings habe ich noch minutenlang gegrübelt, wie die Überschrift richtig gewesen wäre, wenn der Leser tatsächlich Recht hat; eine wirklich knackige Schlagzeile ist mir aber nicht eingefallen.
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