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In diesem Fall mache ich eine Ausnahme

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Zu den unumstößlichen Regeln meiner Arbeit gehört, dass Wörter und Formulierungen aus dem Fäkalbereich grundsätzlich aus Leserbriefen gestrichen werden und keine Chance haben, veröffentlicht zu werden; es gab zwar schon die eine oder andere Beschwerde deswegen, nachdem ich bei solchen Meinungsäußerungen den Rotstift angesetzt hatte, aber bislang habe ich noch keine Argumente gelten lassen, die mich vom Gegenteil überzeugen sollten. Darüber hinaus habe ich es auch hier in meinem Blog bislang rigoros vermeiden können, von Gesprächen mit Lesern zu berichten, die sich genötigt sahen, die Fäkalsprache zu gebrauchen, um mir ihren Unmut deutlicher machen zu können; nun muss ich aber dem Verdacht entgegentreten, dass an der Koprolalie leidende Menschen zu den regelmäßigen Anrufern zwischen zehn und zwölf gehören; das ist nicht so, sie sind die Ausnahme. Heute jedoch habe ich zum ersten Mal ernsthaft darüber nachgedacht und mich mit befürwortenden Gründen auseinandergesetzt, weil ich tatsächlich davon ausgehe, dass es sich hier um einen grenzwertigen Fall handelt und die Ausnahme deshalb erlaubt ist. Das möchte ich kurz erklären:

Weil ich diese Wortschöpfung beziehungsweise diese Kombination aus zwei Wörtern, die ich beim ersten Lesen sofort der Fäkalsprache zugeordnet und deshalb in Gedanken sofort gestrichen habe, zuvor noch nie gelesen hatte, habe ich sie (mit An- und Abführung) in die Suchmaschine gegeben und tatsächlich nur zwei Treffer gelandet; was mich, weil es hier schließlich um die deutsche Sprache geht, sehr verwundert hat. Noch viel mehr erstaunt hat mich die Tatsache, dass sich beide Hinweise auf das gleiche Ereignis bezogen: Vor zehn Jahren ist der kürzlich verstorbene Kabarettist Dieter Hildebrandt für sein Lebenswerk mit dem Till-Eulenspiegel-Satirepreis ausgezeichnet worden, und der Bremer Literatur-Professor Heinz Lemmermann hatte in seiner Laudatio im Besonderen zu Ehren der Person und im Allgemeinen als Würdigung des Kabaretts als künstlerische Ausdrucksform ganz bewusst diese an die Fäkalsprache erinnernde Formulierung gewählt.

Und plötzlich, nachdem ich diese Zeilen im Netz gelesen hatte, war ich wieder mit mir im Reinen und dem Anrufer, der mir gesagt hatte, ich wäre ein Vertreter der Gattung Mensch mit diesem besonderen Kennzeichen, nicht mehr wirklich böse, dass er mich damit offensichtlich ein wenig diskreditieren wollte. Ganz ehrlich? Vielleicht war ich sogar ein bisschen stolz, weil der Mann meinte, ich würde unter "oraler Schließmuskelschwäche" leiden.

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