Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Stinkend tuckert der Motor vor sich hin

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Gelegentlich kommt es vor, dass ich das Problem, das Leser mir am Telefon schildern, weil sie sich eine Klärung erhoffen, wenn die "Freie Presse" sich darum kümmert, sofort zu den Akten lege und in den Ordner mit den unlösbaren Fällen verschiebe. Dort gibt es übrigens eine Strichliste: Bei der Häufigkeit auf Platz eins dieser Anliegen von Anrufern steht das Wetter, dessen Vorhersage in der Zeitung mal wieder nicht so ganz richtig oder ziemlich daneben war, gefolgt von der einseitig linken oder rechten inhaltlichen Ausrichtung der redaktionellen Beiträge, wobei beide Lager gleichermaßen häufig bei mir anrufen. Auch bei diesem Gespräch mit einer Leserin habe ich mich heute für den Anruf bedankt und sogleich nach dem Auflegen die Entscheidung getroffen, gar nicht erst den Versuch zu wagen, die Kollegen in der Redaktion davon zu überzeugen, diesen Hinweis als Startpunkt für eine mögliche Recherche zu diesem Thema zu werten. Die Unterhaltung dauerte auch nur weniger als zwei Minuten, das Anliegen der Anruferin bestand im Grunde genommen aus zwei Hinweisen, einer Schlussfolgerung und einer Aufforderung. Aber der Reihe nach:

"Ich ärgere mich immer wieder erneut, wenn ich geparkte Busse sehe, in denen nur noch der Fahrer sitzt, der sich entschlossen hat, den Motor weiterlaufen zu lassen; aus welchen Gründen auch immer", sagte die Frau in der Leitung und fügte hinzu: "Besonders fällt mir das bei einer Wendeschleife auf, an der ich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit vorbeikomme und registriere, dass dort wieder mal an Busfahrer vor der Weiterfahrt eine Pause einlegt und den Motor nicht abstellt, so dass der Auspuff auf Dauerbetrieb gestellt ist und seine stinkenden Abgase ausspuckt." Dies sei ihrer Ansicht nach eine völlig überflüssige und nicht notwenige Luftverschmutzung und deshalb eine Umweltsünde, gegen die man vorgehen müsse, damit sie aus der Welt geschaffen werde. "Aber wenn ich bei dem ÖPNV-Unternehmen anrufe und mich beschwere, was glauben sie, was dann passiert?" fragte mich die Anruferin und lieferte die Antwort gleich hinterher: "Auslachen wird man mich, aber ganz bestimmt nicht ernst nehmen und etwas dagegen unternehmen." Deshalb sei sie auf die Idee gekommen, mich anzurufen, damit die Zeitung diesem Hinweis einmal nachgeht und einen Artikel über dieses Problem veröffentlicht.

Zuerst war ich der Meinung, dass man gegen dieses Phänomen ebenso wenig unternehmen kann, wie man seit Jahren schon vergeblich versucht, die Autofahrer dazu zu bewegen, beim Halten vor Ampeln oder an Bahnübergängen sowie bei sich stauenden Blechkarossen den Motor nicht laufen zu lassen; die einen machen das, die anderen nicht, so wird es wohl auch bei Busfahrern sein, während man nicht davon ausgehen kann, hier mit einer gesetzlichen Regelung etwas zu bewirken, weil Vorschriften nur dann etwas taugen, wenn das Nichteinhalten auch entsprechend rigoros bestraft werden würde. Dann aber habe ich mich daran erinnert, dass ich vor einigen Monaten mal, während meines morgendlichen Joggens durch den Park vor meiner Haustür, den Fahrer das Kleintransporters vom städtischen Bauhof angesprochen habe, ob er den Dieselmotor weiter tuckern lassen muss, während seine Kollegen ausschwärmen und die Abfalleimer leeren. Der Mann reagierte nicht ungehalten wegen meines Hinweises, sondern gab mir zu verstehen, dass er darüber überhaupt noch nie nachgedacht habe und das Thema mal mit seinen Kollegen und seinem Chef bereden werde.

Und auf einmal kamen mir diese Gedanken: Vielleicht muss man die Busfahrer von ÖPNV-Betrieben und von Reiseveranstaltern oder Fernbusunternehmen auch nur einmal darauf hinweisen und sie aufklären, welche Belastung sie der Umwelt mit laufenden Dieselmotoren zumuten, während das Fahrzeug gar nicht fährt? Vieleicht lohnt sich doch eine Recherche zu diesem Thema und eine Anfrage bei den verantwortlichen Stellen, ob sie ihren Mitarbeitern nicht entsprechende Verhaltensregeln an die Hand geben können, um der Umwelt einen Gefallen zu tun und letztendlich auch Treibstoff zu sparen? Und plötzlich war ich mir sicher: Warum nicht? Fragen kostet bekanntlich nichts, und auch ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einer sauberen Luft ist niemals ein vergeblicher. Nun bin ich gespannt, ob meine Kollegen in der Redaktion das Thema auch aufgreifen und recherchieren; sobald das geschieht, werde ich hier darüber informieren.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.