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Es geht hier um Krieg, und der ist grausam

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Seit Montag haben mich insgesamt neun Leser angerufen, weil sie mir mit Nachdruck zu verstehen geben wollten, wie sehr sie jede Form von militärischem Gebaren und jede Art eines noch so räumlich oder zeitlich beschränkten kriegerischen Konflikts ablehnen. Zwei Gründe gibt es dafür: Zum einen hat es die Anrufer enorm aufgeregt, dass Bundespräsident Joachim Gauck auf der Münchner Sicherheitskonferenz ein Ende der Zurückhaltung in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik gefordert hat und dass er in diesem Zusammenhang auch ein mögliches, wenn notwendiges militärisches Engagement befürwortet. Zum anderen haben heute drei Leser sich bei mir gemeldet, weil sie mir erzählen wollten, dass sie sich über den Artikel "Die Rückkehr der Boxer" geärgert haben, weil ihrer Ansicht nach darin der Krieg in Afghanistan verniedlicht und als harmlos dargestellt werde, wenn beispielsweise davon die Rede ist, dass Soldaten ihren Panzern solche Spitznamen wie "Hasi" oder "Schnucki" geben, und dass die Arbeit in dem Materiallager der Bundeswehr in Zeithain ein Job wäre wie jeder andere. "Das ist es eben nicht, wir reden hier über Tötungsmaschinen", sagte ein Anrufer.

Auf diese Gespräche möchte ich nun aber gar nicht weiter eingehen, vielmehr will ich von einem zehnten berichten. Auch dieser Mann hatte mich angerufen, weil er die Leserbriefe unter der Überschrift "Mehr militärisches Engagement stößt auf Kritik" auf der aktuellen Seite Leserforum gelesen hatte. Was er mir ausführlich erzählt hat, fasse ich in wenigen Sätzen zusammen, und auf einen anschließenden Kommentar will ich verzichten, weil diese Schilderung für sich spricht und eine Botschaft verkündet, wie ich sie eindringlicher am Telefon in den vergangenen Jahren noch nicht gehört habe:

"Wir lagen in einem eher provisorischen und schnell angelegten Schützengraben, als in unmittelbarer Nähe eine Granate einschlug. Der Kamerad rechts von mir wurde vor meinen Augen in Stücke gerissen, während ich nach hinten geschleudert wurde und beinahe sofort das Bewusstsein verlor; so etwa zwei Tage später bin ich wieder aufgewacht und hatte keine Beine mehr. Seit 70 Jahren lebe ich nun mit den Prothesen, und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an diesen Moment der gewaltigen Explosion und an den Krieg mit all seinen Grausamkeiten erinnert werde; die Alpträume in der Nacht sind mit den Jahrzehnten nicht seltener geworden. Deshalb überkommt mich jedes Mal ein eiskalter Schauer, wenn ich von Politikern lese, die ein militärisches Eingreifen deutscher Soldaten im Ausland fordern; das war bei dieser Nachricht von der Rede des Bundespräsidenten nicht anders, und ich dachte noch: Gauck ist ein Mann Gottes, wie kann er nur so etwas fordern und wie kann er nur Gewalt und deren Androhung als ein Mittel zur Lösung von Konflikten anregen. In jedem Krieg geht es um das Töten von Menschen, ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe es erlebt und schmerzvoll erfahren müssen, wie grausam und unmenschlich das ist. Niemals dürfte das wieder geschehen, nirgendwo auf der Welt."

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