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Etwas Erotik, zu viel Porno und von großen Vögeln
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Es geht unter anderem um Erotik heute in meinem Wochenrückblick; an einer Stelle sogar mal kurz um Porno. Leider habe ich es nicht geschafft, dass auch die TV-Serie "Breaking Bad" zu einem Thema wurde in den Gesprächen mit Lesern, aber dafür habe ich eine Antwort auf diese Frage bekommen: Was darf ein Schreibgerät kosten, wenn man über die Funktion des Schreibens hinaus auch für die Schönheit tief in die Tasche greifen muss? Genug der kryptischen Andeutungen, dies habe ich an kleinen Randnotizen in meinen Protokollen seit Montag notiert:
Episode 1: "Die Fotos sprechen eindeutig den Sexualtrieb des Mannes an", sagte (ich betone) ein Leser am Telefon und erklärte mir weiter, dass er von Erotikkalendern, die einem vermeintlich guten Zweck dienen sollen, gar nichts hält, weil die niederen Instinkte geweckt und dann missbraucht werden sollen, um Geld einzutreiben; die gewählten Mittel würden durch die Absicht nicht geheiligt. Zunächst wusste ich gar nicht, was der Mann von mir wollte, weshalb ich um weitere Hinweise bat. "Ich habe in der Freien Presse den Artikel über die libanesische Skifahrerin gelesen, die mit freizügigen Fotos während der Olympischen Spiele für Aufruhr gesorgt hat. Ich gab entsprechende Begriffe in die Suchmaske des Archivs ein; keine Treffer. Was mir zu dämmern begann, wurde wenige Sekunden zur Gewissheit: Der Artikel "Ski alpin: Libanesin sorgt mit freizügigen Fotos für Aufruhr" war in unserer Online-Ausgabe zu lesen gewesen, allerdings mit einer kleine Ernüchterung, denn das Foto dazu zeigte die Sportlerin, wie sie auf ihrem Arbeitsgerät einen Abhang hinunter saust. Gegen Ende der Unterhaltung fragte mich der Anrufer danach, wie ich zu Erotikkalender stehe, deren Verkauf einem guten Zweck dienen soll. Ich entschloss mich zur Wahrheit: "In meiner Wohnung hängt einer, seit 2006 an derselben Stelle, ich kann mich einfach nicht davon trennen."
Episode 2: "Das finde ich mal wieder typisch, ich habe eigentlich nichts anderes erwartet", leitete ein Leser das Gespräch mit mir ein, womit er mich zunächst dazu bewegte, einfach zu schweigen, weil ich mir im Klaren darüber war, dass jedes Wort, das ich sage, erstmal nur falsch sein kann. Der Mann sprach weiter: "Es geht um die Titelgeschichte in der der heutigen Ausgabe", sagte er und las mir die Überschrift vor: "Chrystel verführt zu immer früherem Drogenkonsum". Seiner Ansicht nach hätte man in dem Artikel unbedingt der Frage nachgehen müssen, welche kriminelle Elemente diese Droge herstellen, wie und wo das genau passiert, denn nur wenn man die Quelle ausfindig macht und eliminiert, können man das Problem an der Wurzel anpacken und beseitigen. Es hat Recht, habe ich gedacht, aber dies war doch gar nicht der Ansatz für diesen Artikel beziehungsweise war die Nachricht eine ganz andere, habe ich mir im Stillen noch hinzugefügt. Gesagt habe ich dies: "Kennen Sie die Fernsehserie 'Breaking Bad'?" Natürlich war ich kurz der Hoffnung verfallen, einen anderen Fan an der Strippe zu haben, um gemeinsam über das Ende der letzten Staffel und den Tod von Walter White zu philosophieren. Ich hatte kein Glück: "Ich schaue mir grundsätzlich keine Serien aus den USA an", meinte der Leser und nannte mir noch "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und "Marienhof" als Beispiel für Serien, die ihm gefallen würden. "Ich verstehe", habe ich abschließend gesagt.
Episode 3: "Porno, Porno, immer wieder Porno", sagte eine Leserin ("schon in der reiferen Jahren") und bekam von mir sofort, weil sie deswegen angerufen hatte, in der Liste der Anrufer, die sich wegen des (literarischen) Niveaus des Fortsetzungsromans "Ich koch dich tot. (K)ein Liebesroman" in der "Freien Presse" an mich gewandt hatten, die laufende Nummer 13. Sie habe prinzipiell nichts gegen Sex, auch in der Literatur müsse er zu seinem Recht kommen, aber diese vulgäre Art und Weise würde ihr beim Frühstück doch ab und zu auf den Magen schlagen. Doch etwas anderes in dem Buch geht ihrer Ansicht nicht gar nicht: "Die Anleitung zum Männer-Töten finde ich nicht wirklich witzig." Nach einem Moment des Zögerns habe ich geantwortet: "Ich auch nicht."
Episode 4: Eine Leserin wollte dies von mir wissen: "Wie viel wären Sie bereit, für einen guten oder für einen schönen Füller auszugeben?" Was die Frau nicht wusste: Damit hatte sie bei mir ein eher sensibles Thema angesprochen, über das ich gar nicht so gern rede beziehungsweise schreibe. Denn der Kauf von Füllfederhaltern ist für mich schon immer das gewesen, was man für gewöhnlich den Frauen unterstellt, wenn es darum geht, einer etwas weniger guten Phase in ihrem Dasein mit dem Kauf von Schuhen entgegenzuwirken. Soll heißen: "Therapeutisches Shoppen" ist für mich kein unbekanntes Phänomen, nur sind es eben keine Schuhe, sondern Schreibgeräte. Weshalb ich an dieser Stelle in eine Zwickmühle steckte: Sage ich die Wahrheit und erzähle, was ich schon mal für einen schönen Füller ausgegeben hatte? Oder flüchte ich in eine zurückhaltende Untertreibung? Ich wählte die Mitte: "Also hundert Euro würde ich schon ausgeben", sagte ich. Nun bekannte die Frau in der Leitung, dass ihre Eingangsfrage eigentlich einen anderen Hintergrund als die reine Neugier hatte. "Haben Sie sich nicht gefragt, was so ein Diplomat-Füller kostet?", fragte sie mich in dem Bewusstsein, dass darin ein leicht suggestiver Unterton mitschwang, und verwies mich auf den Artikel "Retter der Handschrift" auf der heutigen Seite Ratgeber. Eigentlich hatte sie nur kritisieren wollen, dass in dem Bericht die Preisangaben gefehlt hätten. Was soll ich sagen: Nach wenigen Minuten waren wir gefangen in einer gemeinsamen Schwärmerei über edle Füllfederhalter. Und sie fragte mich: "Was ist ihr größter Schatz?" Ich habe ihr auch geantwortet, doch darf ich an dieser Stelle keine Schleichwerbung machen, also zitiere ich nur "Wikipedia": " ... sind eine Familie und Gattung von Wasservögeln aus der Ordnung der Ruderfüßer. Sie sind bis auf Antarktika auf allen Erdteilen vertreten. Ihre Gestalt und vor allem ihr sehr dehnbarer Hautsack am Unterschnabel machen sie unverwechselbar."
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