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Einfach süß, dieser Artikel, echt niedlich
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An manchen Tagen komme ich aus dem Staunen nicht heraus, weil die Leser mir von Problemen oder Anliegen berichten, die ich kaum glauben kann, weil sie entweder mein Vorstellungsvermögen sprengen oder weil sie so außergewöhnlich sind, dass ich mir ganz sicher bin: Das war einmalig, das kommt nicht wieder. Nachdenklich stimmt mich dabei, dass solche Anrufe sich immer auf einen Tag konzentrieren, weshalb ich schon seit Jahren darüber nachdenke, woran das liegen könnte. Am Wetter? An den Sternen? An der politischen Weltlage? Ich bin noch zu keinem Ergebnis gekommen. Aber heute war wieder so ein Tag.
Episode 1: "Niedlich, einfach süß, mir sind vor Rührung fast die Tränen gekommen, so sehr habe ich mich beim Lesen des Artikels darüber gefreut, dass die Welt ist, wie sie ist, und dass die Natur uns immer wieder mit solchen schönen Besonderheiten überraschen kann", sagte eine Leserin und fügte abschließend hinzu: "Von solchen Berichten, die allein schon wegen ihrer Sprache bis in die Seele der Menschen vordringen können, würde ich mir mehr in der Zeitung wünschen." Nun könnte ich, was ich gern mal mache, aus der Frage, um welchen Artikel es sich handelt, ein Quiz machen und drei Berichte zur Auswahl vorschlagen. Aber ich lass das lieber sein und warte weiter darauf, dass ich mal schreiben kann: Heute gibt es sogar etwas zu gewinnen. Nahe gegangen war der Frau der Artikel "Die Tricks der dicken Brummer" auf der Seite Ratgeber über Hummeln, die gerade zu den ersten Boten des nahenden Frühlings gehören.
Episode 2: Gespräche darüber, was die Menschen heutzutage bewegt, wie sie leben, was ihnen Sorgen bereitet, unter welchen Dingen sie leiden müssen, welche Wünsche sie haben und wie sie ihre Lage selbst einschätzen, führe ich häufig, weil die Leser mir diese Botschaft mitteilen wollen: In der DDR gab es das nicht, damals war alles ganz anders, meistens besser. Ich diskutiere dann eher nicht, weil ich nicht mitreden kann; ich höre mir die Schilderung an, mache mir meine Notizen und berichte manchmal meinen Kollegen von diesen Unterhaltungen, weil ich diese Frage habe: War das wirklich so? Dieses Gespräch aber will ich erst noch etwas sacken lassen, bevor ich andere Redakteure nach ihre Einschätzung frage: "Zu DDR-Zeiten gab es in den Betrieben kein Mobbing, das war damals gänzlich unbekannt, es war unter den Kollegen immer ein friedliche Miteinander", meinte der Anrufer, der mich wegen des Artikels "Wege aus der Mobbing-Falle" gestern auf der Seite Ratgeber angerufen hatte, und er zog noch dieses Fazit: "Mobbing kam erst nach der Wende vom Westen zu uns herüber."
Episode 3: Dass mich Leser anrufen, weil sie eine ganz bestimmte Person suchen und meinen, dass die Zeitung dabei helfen kann, weil sie doch über ganz andere Möglichkeiten der Recherche verfügen, kommte eigentlich relativ häufig vor, so ein bis zwei Mal die Woche ganz bestimmt. Deswegen habe ich dies auch ganz ernst gemeint: "Das kriegen wir hin, wie werden schon eine Kontaktmöglichkeit finden", habe ich der Frau gesagt, die sich an einen Künstler erinnert hat und diesem nun gern einen Brief schreiben möchte, weil sie ein Bild von ihm in der Wohnung hängen hat. Die Anruferin hat mir erzählt, an welche Ausstellungen in den vergangenen Jahrzehnten sie sich erinnern kann, von dem einen oder anderen öffentlichen Auftritt dieses Malers konnte sie mir auch berichten. "Sie werden bestimmt Artikel über ihn in Ihrem Archiv finden", meinte sie noch und gab mir zu verstehen, dass ihrer Meinung nach das Archiv der "Freien Presse" ein guter Anfang für die Suche nach diesem Mann sei. Also versprach ich ihr, mich zu kümmern und mich sobald wie möglich wieder bei ihr zu melden. Nur drei Mal habe ich auf dem Computer den Namen in eine Suchmaske eingegeben, dann war ich bereits fündig geworden; vier Minuten nach dem Auflegen des Hörers habe ich die Leserin wieder angerufen und gesagt: "Der Künstler steht im Telefonbuch."
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