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Und plötzlich sehe ich wunderschöne Rosen
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Seit Wochen rufen mich Leser an, um mir ihre Meinung zu der Krise in der Ukraine und auf der Krim sowie zu den daraus resultierenden politischen Spannungen zwischen den USA und ihren verbündeten Staaten und Russland mitzuteilen; auch heute habe ich wieder vier Gespräche zu diesem Thema geführt, obwohl es eigentlich keine Unterhaltungen sind, denn ich höre mir die Statements an, mache mir Notizen, verspreche eine Weitergabe der Einschätzung an die Kollegen in der Redaktion, bedanken mich für den Anruf und verabschiede mich freundlich. Ganz zu Anfang habe ich ein paar Mal versucht, mit den Leuten zu diskutieren und ihnen von meiner Meinung zu erzählen, aber das habe ich dann bald nicht mehr gemacht, weil ich eingesehen habe, dass es den Lesern fast ausschließlich darum geht, ihre Sicht der Dinge mir zu erläutern. Das ist kein Problem, das geht in Ordnung. Interessant ist vielleicht noch dies: Nahezu alle Anrufer schlagen sich auf die Seite von Putin und Russland, während die andere Seite (mit insgesamt nur zwei Gesprächen) eher die absolute Ausnahme darstellt. (Einer dieser Leser kennt Putin noch aus seiner Zeit in Dresden, was demnach keine angenehme Begegnung mit dem heutigen Präsidenten war).
Und weil das so ist, habe ich jetzt eine Entscheidung getroffen: Bis diese Diskussion mich nicht mehr fast ausschließlich am Telefon beschäftigt, erzähle ich hier in meinem Blog nur von den wenigen Lichtblicken meiner täglichen Arbeit. Heute gab es zwei davon:
Episode 1: Die Leserin ist 81 Jahre alt und hat mit mir gesprochen, weil ich sie angerufen habe, nachdem sie mir eine Mail geschickt hat, weil wie mir unbedingt etwas zu der Kolumne "Leben mit dem Netz" heute auf der Seite Leserforum mitteilen wollte. Denn sie hat seit einigen Monaten ein Tablet-PC; ihre Enkel haben ihr den Computer zum Geburtstag geschenkt. Noch nie zuvor habe sie etwas mit moderner EDV-Technik zu tun gehabt, weswegen sie an ihrem Ehrentag schon etwas skeptisch geschaut hatte, weil die Kinder ihrer Kinder meinten, Oma müsse jetzt computern. Und heute? "Sie glauben gar nicht, was ich alles für tolle Informationen aus dem Internet erfahre", zeigte sie sich begeistert von dem Tablet-PC. Nun hatte sie wohl ein paar Zweifel, ob ich das auch abnehme oder dass ich auf den Gedanken kommen könnte, sie übertreibe ein bisschen, und deshalb hatte sie sich entschieden, mit ein Foto zu schicken, das sie mit dem Tablet-PC aufgenommen hatte. Diesen Blumenstrauß fand ich im Anhang; und ich musste schmunzeln, so sehr hat mir das Bild als Beweis für meine These in der Kolumne gefallen.
Episode 2: Dies muss ich gestehen: Ohne Hilfe hätte ich dieses Zitat niemals aufschreiben können. Der Leser ließ nämlich den ehemaligen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht zu Wort kommen: "Miss'n mier dänn jehdn Dräck fon dehnen dah driehm iebernähm'n?" Dies soll er gesagt haben, wie mir der Mann weiter mitteilte, "als ihm von seinen Radiergummis eine Kreml-Depesche unter die Nase gehalten wurde, auch in der DDR die Sommerzeit einzuführen. Schließlich fragte mich der Leser, nachdem er mich auf einen Fernsehbeitrag aufmerksam gemacht hatte, in dem die Sinnlosigkeit der unterschiedlichen Zeiten im Sommer und im Winter das Thema war, noch dies: "Soll etwa Ulbricht trotz Mauerbau, Schießbefehl und Misswirtschaft in dieser Hinsicht vorausdenkend gewesen sein?" Noch dies zum Schluss: Ich kann das Ulbricht-Zitat übrigens nicht einmal lesen, ohne meine Unterkiefer einer außergewöhnlichen Belastung auszusetzen.
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