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Über die brave Kanzlerin will niemand reden

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Als ich heute Morgen die Zeitung aus dem Briefkasten zog und mein Blick auf die Titelseite fiel, beschlich mich innerhalb weniger Sekunden eine nicht so schöne Vorahnung: Der Artikel "Liebe Angela, böser Wladimir" wird mir, dachte ich während meiner Schritte zurück ins Haus, sicherlich zwischen zehn und zwölf einige Anrufe bescheren, weil die Leser so gar nicht damit einverstanden sind, dass wir zum wiederholten Male eine Zeichnung der Kanzlerin veröffentlichen und dass Angela Merkel dabei wieder mal wenig vorteilhaft abgebildet wird. Warum ich diese Befürchtung hatte? Ganz einfach: Immer dann, wenn die Kanzlerin ein Teil des Motivs der Karikatur auf der Seite "Kommentar & Hintergrund" ist, melden sich Leser bei mir, die meinen, man dürfe Merkel nicht auf eine solche despektierliche Weise durch den Kakao ziehen; das gehöre sich einfach nicht, das müsse nicht sein, etwas mehr Respekt vor dem Amt und der Frau dürfe man von einer Zeitung erwarten. Aber es kam ganz anders, drei Leser wollten mit mir über den Artikel sprechen, aber nicht über die Bundeskanzlerin.

"Dass Sie diesem Kriegstreiber auch noch ein Podium bieten für seine billige und leicht durchschaubare Polemik gegenüber Russland, finde ich wirklich schlimm", meinte eine Leserin und kritisierte an dem Artikel über eine Ausstellung mit Zeichnungen von George W. Bush in Dallas und an den beiden gezeigten Bildern, dass "Putin aussieht wie ein Gangster oder Terrorist und Merkel wie ein brave Hausfrau". Die Frau fügte noch hinzu: "Das ist doch so was von platt, dass sie das nicht bemerkt haben und darauf reinfallen." Ein anderer Leser begann die Beschreibung seines Unmuts mit diesem Satz: "Deutschland braucht ein starkes Russland, begreifen Sie das doch endlich", sagte er und meinte zu der wenig schmeichelhaften Zeichnung des russischen Präsidenten, dass man "lieber mal die USA an den Pranger stellen sollte, als schon wieder Putin durch den Dreck zu ziehen". Dass der Ex-Präsident der USA die Kanzlerin betont brav und betulich gezeichnet hatte, dazu sagte der Mann kein Wort. Nur dies doch: "Bush hätte doch schon längst einen Krieg angefangen." Für den dritten Leser waren der Artikel und die beiden Zeichnung nur ein Anlass für eine Abrechnung mit den acht Jahren, in denen George W. Bush der mächtigste Mann der Welt war; drei Minuten und zwanzig Sekunden brauchte er dafür. Auf Zitate möchte ich lieber verzichten, nur für dieses soll mein Blog ein Podium sein: "Bush hat eindeutig mehr Talent zum Malen als politisches Feingefühl." Widersprochen habe ich ihm nicht, auch wenn ich die beiden Zeichnungen - ehrlich gesagt - ziemlich schlecht finde.

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