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Abzocke? Alles andere als das
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Ausnahmsweise fange ich heute mal mit meiner Meinung an, ohne zuvor die Anliegen und Beschwerden von Lesern zu diesem Thema in jüngster Zeit zu erläutern: Eine "Abzocke" durch (vor allem mobile) Geschwindigkeitskontrollen mithilfe von Radarmessgeräten an Straßen durch die Polizei oder zuständigen Behörden kann es gar nicht geben, dieser Vorwurf verläuft immer ins Leere. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Der Begriff "Blitzer-Abzocke" ist ein Oxymoron, also eine aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildetes Wort, und weil mein großes Latinum manchmal noch aus den Tiefen meiner Gehirnwindungen nach oben dringt, darf ich noch hinzufügen: "Blitzer-Abzocke" ist eine "contradictio in adiecto". Allerdings möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen, dass es der eine oder andere Oxymoron durchaus mit dem Anspruch auf den berechtigten Gebrauch bis in unseren Sprachgebrauch geschafft hat; als Beispiele möchte ich nur "Flüssiggas" oder das "offene Geheimnis" nennen.
"Dieser Blitzer war die reinste Abzocke", meinte gestern ein Anrufer, der an diesem Tag geblitzt worden war, und berichtete mir von einer Geschwindigkeitskontrolle an einer Steigung im Verlauf einer großen Ausfallstraße. Und er erklärte mir weiter: "Man muss doch ein bisschen Schwung holen, sonst kommt man doch gar nicht richtig hoch. Und ausgerechnet in den frühen Morgenstunden, wo man es doch sowieso eilig hat, weil man auf Arbeit muss; und richtig hell war es auch noch nicht einmal." Diesem Mann habe ich gesagt, dass ich seinen Hinweis an die Kollegen in der Lokalredaktion weitergebe; mehr nicht, ich wollte ihm keine weiteren Hoffnungen machen, aber nach einer Grundsatzdiskussion war mir in diesem Moment auch nicht. Ganz anders als in der vergangenen Woche, als sich ein Autofahrer wegen der ständigen, fast täglichen Geschwindigkeitskontrollen auf einem Autobahnzubringer beschwerte; er sprach nicht von Abzocke, sondern von einer "Geldbeschaffungsmaßnahme". Diesem Anrufer habe ich gesagt: "Es gibt das Tempolimit, das kann man nicht gut finden, aber man muss sich dran halten. Und wer zu schnell fährt, riskiert deshalb, vom Blitzer erfasst zu werden. Warum die Messung erfolgt, spielt überhaupt keine Rolle. Polizei und Kommunen dürfen ihre Radarmessgeräte so oft aufstellen, wie es ihnen lieb ist. Das geht den Autofahrer zunächst einmal überhaupt nichts an. Er hat sich an die Regeln zu halten." Die Unterhaltung war dann schnell zu Ende, der Leser hatte dafür überhaupt kein Verständnis und versprach mir, sich an eine andere Zeitung zu wenden.
Aber ich bin nicht allein, diese Mail hat mich gestern erreicht: "Ich dachte echt, das kann doch nicht wahr sein. Da macht doch eine Partei mit großen Lettern auf ihren Wahlplakaten Stimmung gegen Blitzerabzocke. Kann das sein? Was geht da eigentlich in den Köpfen der Politiker vor? Wer hat denn diesen Slogan abgenickt? Freilich sind die Blitzer nicht beliebt, aber wäre es nicht besser, man würde die Leute aufrufen, vernünftig zu fahren? Man verteidigt hier doch tatsächlich die Raser und will auf diesem Weg ihre Stimmen fangen. Ich fasse es einfach nicht. Dabei gibt es doch was ganz Einfaches gegen die Blitzer: Haltet Euch einfach an die Verkehrsregeln und an die vorgegebene Geschwindigkeit, dann braucht man keine Angst vor einem Blitzer zu haben." Und dann habe ich gerade noch den Test gemacht und im Archiv der "Freien Presse" nach Berichten über eine "Blitzer-Abzocke" gesucht; was soll ich sagen, die Berichte über Bürgerproteste gegen festinstallierte Blitzer in ihren Orten haben ich verwirrt. Diese Haltung der Menschen verstehe ich noch weniger.
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