Blog "Leser-Obmann": Das System kann so grausam sein

Manchmal machen mich Gespräche mit Lesern einfach nur traurig. Und meistens ist es der gleiche Grund: Menschen brauchen Hilfe und wenden sich an die Zeitung, weil sie verzweifelt sind und sich von mir erhoffen, dass ich ihnen vielleicht Wege zeige oder Möglichkeiten nenne, wie ihnen doch noch geholfen werden kann. Das versuche ich auch, doch leider viel zu oft passiert es, dass mich die Kollegen, die sich mit diesem oder ähnlichen Themen befassen und sich viel besser auskennen als ich, auch nur anschauen, mit den Schultern zucken und sagen: Da kann man nichts machen, so ist das eben in dieser Gesellschaft. Heute war das so, weshalb ich diesen Blogeintrag auch kurz fasse, weil ich das Schreiben über andere Unterhaltungen nicht passend finde.

"Dies ist ein Hilferuf", meinte die Leserin und schilderte mir ihr Problem: Nach einer Operation, die nicht wirklich erfolgreich verlaufen sei, benötigt sie jetzt, damit eine vollständige Heilung noch möglich ist, eine spezielle Therapie, die nur von einem Spezialisten in Dresden übernommen werden kann; also eine ambulante Behandlung ist, bei der die Krankenkasse die Kosten für die Fahrt dorthin nicht übernimmt. Nun hat die Frau kein Auto und kennt niemanden, der sie regelmäßig fahren könnte, und mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann sie wegen ihrer eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten nicht fahren. Also bleibt ihr nur das Taxi, das kostet jedes Mal rund 180 Euro. Die Leserin lebt von einer minimalen Rente, und um die ersten Fahrten überhaupt machen zu können, hat sie schon Geld aufnehmen und Schulden machen müssen; nun hat sie Angst, dass sie die Summe aus eigener Kraft nie wird zurückzahlen können. Dass sie diese besondere Behandlung nicht mehr braucht, ist nicht abzusehen. Hilfe von ihrer Krankenkasse erhält sie keine. Nun weiß sie nicht weiter.

Ich weiß auch keinen Rat und denke: Unser (Gesundheits-) System kann ganz schön grausam sein. Manchmal macht mich das wütend, heute hat es mich traurig gemacht.

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