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Der Ring und die Frage: Wohin damit?

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Ich glaube - nicht immer, aber bei diesem Thema schon - an Omen und Vorzeichen; ebenso bin ich ein Anhänger der Weltanschauung, dass es für alles, was passiert, eine Ursache geben muss, und dass alles, was passiert, immer auch Ursache für etwas anderes ist, das noch passieren wird, und dass wir darüber nachdenken dürfen, welche Verbindungen es gibt und welche Rückschlüsse wir ziehen können; oder auch nicht.

Soll heißen: Am letzten Arbeitstag vor meinem Sommerurlaub bin ich immer besonders gespannt auf das letzte Gespräch mit einem Leser zwischen zehn und zwölf; nicht weniger neugierig erwarte ich dann den ersten Anruf, wenn ich wieder (gut erholt und besonders motiviert) im Büro sitze. Das eine betrachte ich gern unter dem Gesichtspunkt einer eventuell wertenden Zusammenfassung, das andere als Vorzeichen für das, was mich dann noch alles so bis Ende des Jahres erwartet. Also: Ich bin dann mal weg und melde mich erst Ende dieses Monats hier zurück. Bei der letzten Unterhaltung heute um kurz vor zwölf ging es um dieses Thema:

"Ich habe in meinem Wohnzimmer einen Ring gefunden."
"Und wie kann ich Ihnen jetzt helfen?"
"Sie können mir sagen, wo ich anrufen muss."
"Warum müssen Sie jemanden anrufen, wenn sie in ihrem Wohnzimmer einen Ring gefunden haben?"
"Na, weil doch vor kurzem dieses Bild in der Zeitung war."
"Und was war da im Bild zu sehen?"
"Dieser Ring natürlich, was denn sonst.
"Dann sagen Sie mir doch bitte, um welchen Artikel es sich handelt, zu dem das Foto gehörte."
"Das weiß ich nicht mehr."
"Können Sie sich an den Tag erinnern?"
"Leider auch nicht, ich glaube es könnte letzte Woche gewesen sein."
"Vielleicht fällt ihnen die Überschrift noch ein?"
"Nein."
"Einzelne Wörter?"
"Auch nicht?"
"Dann beschreiben Sie mir doch bitte, worum es ging in dem Artikel."
"Na, der Ring ist gestohlen worden, und die Polizei sucht jetzt die Räuber. Golden war der Ring, und einen roten Stein hatte er."
(Anmerkung: An dieser Stelle habe ich vergeblich versucht, über die Archivsuche einen entsprechenden Artikel in der Zeitung zu finden.)
"Tut mir leid, aber ich finde keinen Artikel, in dem es darum geht, dass die Polizei versucht, über das Diebesgut an die Räuber zu kommen. Sind Sie sicher, dass Sie es in der Freien Presse gelesen haben?"
"Nein, bin ich nicht. Ab und zu kaufe ich mir nämlich noch die (...), eher etwas seltener auch die (...)."
"Und warum rufen Sie bei uns an?"
"Na, weil Ihre Zeitung gerade vor mir liegt und ich die Telefonnummer lesen kann."
"Kommen wir zurück zu dem Ring, den Sie in ihrer Wohnung gefunden haben. Glauben Sie vielleicht, dass es dieser gestohlene Ring sein könnte?"
"Endlich haben Sie verstanden, was ich meine. Genau darum geht es mir, und nun will ich wissen, wen ich deshalb anrufen muss."
"Darf ich mal fragen, ob Sie allein leben?"
"Ja, das tue ich, aber warum wollen Sie das wissen?"
"Weil ich jetzt darüber nachdenke, wie der Ring in Ihre Wohnung gekommen sein könnte."
"Gute Frage."
"Und bekomme ich eine Antwort?"
"Da war dieser Mann, der mich besucht hat."
"Jemanden, den Sie kannten?"
"Nein, ich hatte ihn noch nie gesehen."
"Aber Sie haben ihn in die Wohnung gelassen."
"Ja."
"Und jetzt glauben Sie, dass er den Ring bei Ihnen verloren hat."
"Ja, denn wie sonst soll der Ring in mein Wohnzimmer gekommen sein. Anderen Besuch hatte ich doch nicht."
"Hat er sich denn vorgestellt?"
"Ja, aber an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern."
"Hat er gesagt, was er von Ihnen will? Oder wer in geschickt hat?"
"Ja."
"Und?
"Die Gaswerke."

Am Ende des Gesprächs habe ich die Leserin davon überzeugen können, dass es ratsam sei, die Wohnung vor allem daraufhin zu überprüfen, ob etwas fehlt. Sie hat mir versprochen, das zu tun und auch eventuell die Polizei anzurufen unter der Nummer, die ich ihr noch gesagt habe. Ich habe auch eine Weile mit ihr darüber geplaudert, dass es nicht schlau und vielleicht sogar gefährlich sein kann, fremde Leute in die Wohnung zu lassen. Nur eine Frage habe ich ihr nicht beantworten können:

"Und was mache ich jetzt mit dem Ring?"

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