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Mal ehrlich: Wer braucht dazu schon einen Rechner

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Junge Leute beherrschen häufig nicht einmal die Grundrechenarten und greifen, wenn sie im Alltag vor einer Aufgabe stehen, welche die Fähigkeit zum mathematischen Denken voraussetzt, sofort zum Smartphone und tippen die entsprechenden Zahlen ein; sollte das Wissen über die Bedeutung von Maßeinheiten fehlen, so hilft auch hier das Internet, weil mithilfe der Suchmaschine innerhalb weniger Sekunden eine Definition gefunden wird, die es dann ermöglicht, die entsprechenden Einheiten in das Rechenprogramm einzutippen. Dies hat mir kürzlich eine Leserin am Telefon gesagt, weil sie festgestellt hatte, dass ihre Enkeltochter genau so gehandelt hatte, als es darum ging, das Rezept für die Zubereitung einer Mahlzeit von vier auf drei Personen umzurechnen. Deswegen hatte sie mich nicht angerufen, vielmehr ging es ihr darum, dass sie bewusst auf das Internet verzichtet und mit mir darüber reden wollte, weil ich in einer meiner Kolumnen mal über dieses Thema  geschrieben hatte, ob sie sich deswegen jetzt wenige gut fühlen soll, weil sie nicht möchte, dass sie trotz ihres Alters von "über siebzig" etwas verpasst. Ganz lange Rede, kurzer Sinn, denn ich musste an dieses Gespräch denken, weil mich heute ein Leser angerufen hatte und dies von mir wollte:

"Ich möchte mich beschweren, weil sie heute in der Zeitung etwas schreiben, was nicht richtig ist", sagte der Mann und las mir, weil ich ihn darum gebeten hatte, die Passage mit dem vermeintlichen Fehler vor, es handelte sich um den Artikel "Hopfenernte enttäuscht" heute auf der Seite Wirtschaft: "Biertrinker bräuchten sich keine Sorgen zu machen. Es gebe Hopfen auch noch auf Vorrat. Seinen Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr 680.000 Zentner Hopfen in Deutschland geerntet. Im Anbaugebiet Elbe-Saale, dem zweitgrößten im Land, seien es 51.000 Zentner gewesen." An dieser Stelle des Gesprächs war ich mir zunächst sicher, dass etwas bei der Angabe der Mengen nicht stimmen konnte und dass es entweder viel zu viel oder viel zu wenig Hopfen sei, der in unserem Land geerntet wird. Aber da lag ich falsch, denn der Mann sagte: "Diese Maßeinheit ist nicht mehr erlaubt, der Zentner ist schon 1872 abgeschafft worden, weil er sich nicht mit dem Dezimalsystem vereinbaren ließ." Ich stimmte dem Leser zu, gab aber zu bedenken, dass die Verwendung in der Umgangssprache noch üblich sei, weshalb man doch Nachsicht üben möge mit dem Autor des Artikels, weil ihm der Zentner rausgerutscht sei und er sicherlich wisse, wie es richtig heißen muss. Das war eindeutig die falsche Reaktion, jedenfalls aus meiner Sicht, denn ich hörte diese Frage: "Wissen Sie es denn? Was müsste als richtige Mengenangabe dort bei dem geernteten Hopfen in Deutschland stehen?" Da saß ich nun und musste rechnen, die Blöße der Unwissenheit wollte ich mir jedenfalls nicht geben, eine ausweichende Antwort zu formulieren; schon gar nicht mir selbst eingestehen, dass ich dazu den Rechner im Computer brauche. Also habe ich gerechnet und nach (geschätzten) zehn Sekunden gesagt: "Es sind genau (...) Tonnen." Der Anrufer musste lachen, ich konnte es hören, bevor er sagte: "Stimmt." Und dann kam mir diese Idee, ganz spontan, und ich fragte ihn:

"Gestern stand ich im Bioladen an der Käsetheke, als eine schon etwas ältere Dame neben zur Angestellten auf der anderen Seite der Theke sagte, sie hätte gern ein Viertelpfund von dem Frischkäse. Können Sie mir sagen, wieviel Gramm von diesem leckeren Brotaufstrich die Kundin wollte?" Der Mann in der Leitung brauchte weniger als fünf Sekunden, bevor er mir die Antwort präsentierte: "Es waren genau (...) Gramm." Diesmal habe ich gelacht und gesagt: "Stimmt."

Nun der Grund, warum ich diese kurze Episode erzählt habe: Ausgehend von der eingangs erwähnten These möge jetzt jeder Leser dieses Blogeintrags überprüfen, ob er schon zu dieser Generation gehören könnte, die ohne Smartphone oder PC nicht einmal die einfachsten Rechenaufgaben lösen kann. Mein Vermutung: Niemand braucht den Rechner, das schaffen alle im Kopf. Oder?

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