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Warum einfach, wenn's schwerer mehr Spaß macht
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Eine Leserin wollte heute dies von mir wissen: "Sie haben einen Handwerker bestellt, der einen alten Wasserhahn gegen einen neuen austauschen soll, und nach nur wenigen Minuten, die er für die Montage gebraucht hat, legt er Ihnen eine Rechnung vor mit einem Kostenfaktor von fast 50 Euro für die erbrachte Arbeitsleistung. Wie hätten Sie sich da verhalten? Hätten Sie sich nicht auch geärgert?", fragte sie mich und forderte mich gleichzeitig dazu auf, der Sache "mal auf den Grund zu gehen" und dafür zu sorgen, dass darüber in einem Artikel in der Zeitung berichtet und "diese Halsabschneiderei mal öffentlich gemacht wird". Geantwortet habe ich: "Ich hätte mich für die prompte Erledigung bedankt, die Rechnung bezahlt und dem Mann noch einen schönen Tag gewünscht."
Dazu muss ich kurz erklären: Wenn Leser mir von ihrem Unmut erzählen und vom Leserobmann erwarten, dass er das versteht und sich für sie einsetzt, stehen mir nur wenige Sekunden zur Verfügung, in denen ich mich entscheiden kann, ob ich meine persönliche Meinung für mich behalte, weil ich dann nicht Gefahr laufe, die Anrufer mit einer gegensätzlichen Ansicht zu verunsichern, oder ob ich sofort das sage, was ohnehin fast immer von meinen Lippen kommt: "Ich gebe das an die Kollegen in der Redaktion weiter mit der Bitte, die Sache zu prüfen und eventuell einen Artikel zu schreiben."
Ein anderes Beispiel von heute, bei dem ein Leser mir zunächst einen Satz aus dem Artikel "Mundpropaganda" auf der Titelseite der "Freien Presse" vorlas: "Mit dem Slogan 'an apple a day keeps the Putin away' - frei übersetzt: 'Iss Äpfel und Putin kann Dir gestohlen bleiben' - warb der CSU-Politiker vor ein paar Tagen auf einer Pressekonferenz in Berlin für den Verzehr von heimischem Obst." Dann fragte mich der Mann in der Leitung: "Finden Sie das lustig?" Während ich noch überlegte, was ich erwidern soll, schob der Anrufe noch dies hinterher: "Lachen Sie auch noch darüber, wenn der russische Präsident das liest, mächtig sauer deswegen ist und damit droht ..." An dieser Stelle habe ich den Leser unterbrochen, weil ich mich entschlossen hatte, meine Meinung zu sagen: "Wenn ich nicht geschmunzelt hätte, würde ich mir wirklich Sorgen machen."
"Haben Sie heute den Artikel über die Arzneimittelreste im Trinkwasser gelesen?", fragte mich ein Leser, der von mir dies wissen wollte, nachdem ich ihm versichert hatte, gerade diesen Artikel mit besonders großer Aufmerksamkeit gelesen zu haben: "Wird Ihnen da nicht auch angst und bange? Können Sie sich da noch ruhigen Gewissens einen Kaffee kochen?" Diese Gedanken schossen mir während der drei Sekunden des Überlegens durch den Kopf: Sage ich ja, muss ich auch hinzufügen, welche Konsequenz ich daraus ziehen würde, weil ich dann kein Leitungswasser mehr trinken dürfte, was langfristig keine echte Alternative ist. Sage ich nein, belüge ich mich teilweise selbst, weil ich es schon ziemlich schlimm finde, dass es diese Verunreinigungen im Trinkwasser gibt und was meine Öko-Seele überhaupt nicht akzeptieren möchte, dass man dagegen überhaupt nichts machen kann. Also habe ich eine vermittelnde Antwort versucht: "Ich mache mir die gleichen Sorgen, die mich beschleichen, wenn ich durch den Haupteingang der 'Freien Presse' auf die Straße trete und einatme mit dem Wissen, dass die Feinstaubbelastung alles andere als gesund für meine Lunge ist. Aber ich habe keine andere Wahl."
Diese drei Beispiele haben eins gemeinsam: Bei allen Gesprächen ging die Diskussion erst richtig los, nachdem ich auf die Eingangsfrage geantwortet hatte. Was soll sich sagen: Der einfachere Weg ist manchmal nicht der bessere, aber gerade das gefällt mir an dem Job als Leserobmann.
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