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Manchmal ist der Wurm drin, nur ein bisschen
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An manchen Tagen bin ich um kurz nach zwölf bemüht, auf folgenden Fragen eine Antwort zu bekommen. Erstens: Haben wir gerade Vollmond? Zweitens: Ist in den vergangenen Stunden einen Sonnensturm (fachlich korrekt ein magnetischer Sturm mit der Folge einer Störung der Magnetosphäre) über die Erde hinweggefegt? Drittens: Hat es der Föhn (gemeint ist der warme Fallwind) bis nach Sachsen geschafft? Viertens: Oder gab es ein anderes kosmisches oder meteorologisches Ereignis von großem Ausmaß, dass sich auf die Psyche der Menschen auf eine Weise ausgewirkt hat, dass sie sich bemüht sehen, negativen Energieströmungen ein Ventil zu verschaffen? Was ich damit sagen möchte: Heute war der Wurm drin. In der richtigen Reihenfolge waren es diese ersten fünf Gespräche mit Lesern zwischen 10.02 und 10.43 Uhr.
"Spreche ich mit der öffentlichen Gesinnungspolizei?", fragte mich der erste Anrufer, der auf meine Frage, wie ich das zu verstehen habe, nicht weiter einging, sondern zu einem siebeneinhalb Minuten langen Monolog ansetzte, in dem es ihm darum ging, mir nachdrücklich zu verstehen zu geben, was er von der Berichterstattung in der "Freien Presse" über die Partei "Alternative für Deutschland" hält. Weil ich mich angesichts der Eröffnungsfrage eher zurückhielt und eine Diskussion nicht gerade in Gang bringen wollte, war die Unterhaltung nach dem Schlusswort des Anrufers dann auch beendet.
Das Gespräch mit dem nächsten Leser, nur zwei Minuten später, dauert dagegen nicht einmal eine Minute, denn dem Mann ging es darum, dass ich den Kollegen in der Redaktion mitteilen möge, was er zu sagen habe; das konnte ich ihm zumindest versichern, weil ich davon ausgehe, dass auch die Redakteure in den Ressorts ab und zu mal meinen Blog lesen. Der Anrufer vertrat dieses Ansicht: "Es ist Gotteslästerung, wenn sie die Dschihadisten als Gotteskrieger bezeichnen, weil es nämlich nur einen Gott gibt, der von Jesus Christus geoffenbart wurde."
Mein dritter Gesprächspartner heute musste sich zunächst selbst etwas beruhigen, wie er von sich aus betonte, während er sekundenlang hörbar tief ein- und ausatmete, weil er sich angesichts dieses "Skandals" und der "Sauerei in unserem Sozialstaat" so furchtbar darüber aufregte, dass er bei einem von einem Facharzt verschriebenen Medikament in der Apotheke "sage und schreibe 78 Euro zuzahlen soll". Er meinte dann: "Klären Sie das, decken Sie auf, was hier nicht mit rechten Dingen zugeht." Zum Glück war meine Reaktion darauf, die ich bei allen Angelegenheiten des Gesundheitssystem seit Jahren ins Spiel bringe, auch bei diesem Anruf von Erfolg gekrönt, denn der angebotene alternative Blitzableiter kam auch bei diesem Patienten gut an: "Rufen Sie doch mal bei der Unabhängigen Patientenberatung an, ich gebe Ihnen die Telefonnummer."
Wenn Leser für die "Freie Presse" ein Synonym verwenden, dessen Herkunft zur Hälfte auf ein Fleischereiprodukt zurückzuführen ist, und wenn sie dann noch die Inhalte von sauber recherchierten Artikel mit einem Abfallprodukt in der Landwirtschaft vergleichen, bin ich gewarnt und begebe mich konzentriert in eine Verteidigungsposition. Das war auch heute der Fall, nachdem mir eine Leserin dies gesagt hatte: "Was Sie da in Ihrem (...) über den Unfall schreiben, stimmt doch hinten und vorne nicht. Wer denkt sich denn bei Ihnen solchen (...) aus?" In diesem Fall konnte ich, weil ich gute Erfahrungen mit dieser Erwiderung gemacht hatte, den verbalen Angriff mit einem Satz abwehren. "Alle Informationen über den Unfallhergang und die Angaben über verletzte Personen haben wir von der Pressestelle der Polizei. Wenn es Ihnen recht ist, rufe ich dort an und gebe den Beamten dort ihre Telefonnummer, die ich gerade im Display sehe, damit Sie angerufen werden und Ihre Unmut an der richtigen Stelle loswerden können." Abschließend meine die Frau in der Leitung: "Nicht nötig."
Das fünfte Gespräch war für mich wieder mal ein Beweis dafür, dass ich nicht immer meiner inneren Stimme vertrauen sollte, wenn es darum geht, dass ich möglichst schlagfertig auf ein Leseranliegen reagieren und dabei auch noch komisch ein möchte. Anders ausgedrückt: Manchmal wäre ich gut beraten, die Erwiderung zu verschlucken, statt sie auszusprechen. Der Mann in der Leitung wollte von mir wissen: "Mich interessiert mal, wann ich mit Ihrem nächsten Roman rechnen kann." Ich habe geantwortet: "Tut mir leid, ich arbeite noch an meinem ersten, so zwei bis drei Jahre wird es wohl noch dauern." Anschließend habe ich so gerade noch die Kurve gekriegt und den Mann wieder versöhnlich stimmen können, nachdem ich ihm versichert habe, dass der nächste Fortsetzungsroman in der Zeitung startet, wenn der Klinikführer in der zweiten Oktoberwoche sein Ende gefunden hat.
Insgesamt mit 13 Lesern habe ich heute telefoniert. Liegt es vielleicht an dieser Unglückszahl?
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