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Diese Welt ist so schlecht nicht

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"In was für einer Welt leben wir eigentlich?", wollte heute ein Leser von mir wissen; ich schwieg an dieser Stelle, weil ich den Grund für diese allumfassende Skepsis meines Gesprächspartners noch nicht kannte. "Ist das denn noch normal?", stellte er mir eine weitere Frage, während er mich weiter im Unklaren darüber ließ, was ihn bewogen hatte, meine Nummer zu wählen; innerlich bereitete ich mich aber schon mal auf eine existenzphilosophische Grundsatzdebatte vor. "Mit unserer Gesellschaft kann es doch nur noch bergab gehen", sagte der Mann und sah diese Feststellung offensichtlich als ein Fazit an, denn er sprach nicht weiter. Also war ich an der Reihe und fragte: "Würden Sie mir bitte mal den Artikel nennen, auf den Sie sich beziehen, damit ich weiß, was Sie an unserem sozialen Gefüge zweifeln lässt?" Das laute Atmen in der Leitung verriet mir, dass der Leser noch nicht aufgelegt hatte; ich wollte nicht drängeln, weshalb ich meinen Mund hielt, was den Anrufer schließlich nach gefühlten zehn Sekunden veranlasste, mir das Datum der Ausgabe und die Seite zu nennen, auf der er gelesen hatte, was ihn so in Rage versetzt hatte. "Schürrle vor Wechsel nach Wolfsburg" zitierte er die Überschrift des Artikels auf der Seite Sport am vergangenen Freitag. Seinen Unmut fasste er mit diesem Kommentar zusammen: "Stellen Sie sich das mal vor: Bis zu 35 Millionen Euro sollen da für einen einzigen Fußballspieler gezahlt werden. Das hat doch mit Sport nichts mehr zu tun, das ist doch Menschenhandel, wie man sich ihn schlimmer kaum vorstellen kann."

Und das Wunder geschah, nur wenige Sekunden nachdem ich mich von diesem Anrufer verabschiedet hatte mit dem Hinweis, dass ich seine Haltung in dieser Sache gern als Leserbrief veröffentlichen würde, wenn er sie denn aufschreibt und mir zukommen lässt. Das nächste Anliegen eines Lesers versöhnte nämlich mich mit dieser Welt, die so schlecht nicht sein kann, solange es solche Zeitgenossen gibt.  Es war kein Anruf, es war eine Mail, gedacht als Leserbrief, und sie trug die Überschrift: "Interkulturelle Gärten". Ich zitiere das Schreiben komplett und wortwörtlich:

"Diese Gärten sind ein Ort der Begegnung für Menschen aus vielen Nationen. Gemeinsam bewirtschaftet man ein Stück Land und tauscht dabei Erfahrungen aus. Gemütliche Veranstaltungen komplettieren den Sinn dieser Gärten. Migranten finden so besseren Halt in der Gesellschaft. Es gibt schon in vielen Orten Deutschlands solche Interkulturelle Gärten. Bleibt zu hoffen, dass sich weitere Städte und Gemeinden darum bemühen und auch einen naturnahen Ort der Integration schaffen."

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