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Ein besserer Mensch? Nicht immer

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Für Vorschläge, wie jeder ein kleines bisschen dazu beitragen kann, die Welt, in der wir leben, etwas besser und gerechter zu machen, bin ich immer dankbar, wenn Leser mich deswegen angerufen haben. Deshalb freue ich mich, nun von einem Gespräch berichten zu können, das ich heute mit einer Anruferin geführt habe und dessen Inhalt nun vielleicht einfach mal zum Nachdenken anregen könnte. Denn das war die Absicht der Frau, die sich heute um kurz nach elf bei mir gemeldet hat:

"Wenn Sie dazu mal einen Bericht in die Zeitung setzen, kommt vielleicht zunächst eine Diskussion darüber in Gang, und vielleicht denkt dann der eine oder andere auch darüber nach, sein Verhalten zu ändern", meinte die Leserin und erklärte mir die Grund für ihren Anruf:

Bei den meisten Broten, die man zurzeit im Handel kaufen kann und die mit dem Zusatz "Körner" oder "Vollkorn" auf sich aufmerksam machen wollen, besteht die Kruste auch aus "aufgeklebten" Körnern, die den Angaben der Zutatenliste zur Folge in gemahlenem oder geschrotetem Zustand im Brot selbst enthalten sein sollen. Das Auge entscheidet beim Kauf offensichtlich maßgeblich mit, könnte man den Grund für dieses Verfahren auf den Punkt bringen. Prinzipiell hat die Leserin auch nichts dagegen, aber:

Bei der ersten Lagerung nach dem Backen, beim Transport in die Läden, bei der Auslage im Verkaufsraum, bei der Übergabe an den Kunden, bei der Zwischenlagerung in den Einkaufsbehältnissen, beim Auspacken, beim Schneiden und zuletzt bei der Zubereitung als Grundlage für eine Mahlzeit fallen viele, wenn nicht sogar der größte Teil der "aufgeklebten" Körner vom Laib ab und landen dort, wo man sie (aus hygienischen Gründen) nicht einfach zusammenkehren und in den Mund stecken kann. Also ist die Frau überzeugt:

"Hier landet ein Grundnahrungsmittel in Größenordnungen im Müll, was angesichts des Hungers in der Welt unverantwortlich ist", sagte sie und fügte hinzu: "Und das alles nur, damit die Brote sich besser verkaufen lassen." Ihre Ansicht nach müssten die Menschen nur darüber aufgeklärt werden, damit sie sich besinnen und solche Brote einfach nicht mehr kaufen, was dazu führen würde, dass auch bei den kleinen und vor allem auch bei den großen Bäckereien ein Umdenken stattfinden würde. Das wiederum könnten die Produzenten für sich nutzen und in die Werbung für ihre Backwaren integrieren. "Beispielsweise kann ich mir vorstellen, dass ein Bäcker ein Schild in sein Schaufenster hängen könnte mit dem Hinweis, dass es bei ihm nur Brote ohne aufgeklebte Körner gibt", meinte die Frau in der Leitung.

Zum Ende des Gesprächs habe ich ihr versprochen, meine Kollegen darüber zu informieren mit der Bitte, doch vielleicht einmal über eine Recherche zu diesem Thema nachzudenken. Und natürlich habe ich mein eigenes Verhalten in dieser Sache reflektiert. Und ich muss sagen: Ich kaufe einmal in der Woche im Bio-Laden um die Ecke ein Vollkornbrot mit Körnern auf der Kruste, aber weil ich anschließend noch eine zwanzigminütige Fahrt mit der Bahn nach Hause hinter mich zu bringen habe, kommt das Brot fast immer ohne Körner auf der Kruste in meiner Wohnung an, weil sie so lecker schmecken, dass ich sie "flächendeckend" abgeknabbert und gegessen habe. Was mich zu der Erkenntnis bringt, weil ich auf diese Leckerei nur ungern verzichten möchte: Manchmal will ich kein besserer Menschen werden.

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