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Dieses Foto fordert Kritik heraus
- Foto: str/dpa
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Diese Redewendung kann ich mir heute nicht verkneifen, man möge es mir verzeihen: Selten zuvor habe ich mich so diebisch gefreut über ein Foto in der "Freien Presse" wie heute um kurz nach sechs, als ich die Seite "Politik" vor mir hatte, während ich das Aroma meines Tees (ich habe übrigens gewechselt, von Earl auf Lady Grey, aber immer noch mit Sahne) wohltuend auf mich wirken ließ. Bevor ich den Grund verrate und von den Reaktionen der Leser darauf berichte, würde ich vorschlagen, wir schauen uns das Bild einmal gemeinsam an, halten die eine oder andere Sekunde inne, um es auf uns wirken zu lassen, damit wir uns eine Meinung bilden können. Also, es geht um dieses Foto:
Zum besseren Verständnis und als Hilfe für die Einordnung in einem Gesamtzusammenhang möchte ich die Nachricht zu dem Bildartikel nicht verschweigen (Auszug): "Vor dem Ministerium ihres Amtskollegen in Neu-Delhi schreitet Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Ehrenformation ab. Für drei Tage besucht sie Indien. Dabei will sie für deutsche Rüstungsgüter und eine weitere militärische Zusammenarbeit werben. Bei einem Treffen mit ihrem Kollegen Manohar Parrikar bekräftigte die CDU-Politikerin das deutsche Interesse, weiter über den Export des europäischen Kampfjets Eurofighter im Gespräch zu bleiben. (...)"
Mein Freude rührte daher: Das Foto transportiert - entsprechend meiner eigenen Meinung zur Verteidigungsministerin und zur deutschen Rüstungspolitik - genau die Nachricht, die ich für besonders gut erachte, die Sache auf den Punkt zu bringen. Soll heißen: Ursula von der Leyen und die Bundesregierung sind offensichtlich stolz darauf, Kriegswaffen zu verkaufen und der Wirtschaft gewinnträchtige Aufträge zu verschaffen, denn sonst würde sie sich nicht so solch verklärenden Auftritten hinreißen lassen. Anders ausgedrückt aus meiner Perspektive: Wenn es nicht um ein solch ernstes Thema ginge, würde ich über diesen Auftritt der Ministerin nur noch lachen können.
Vier Leser haben mich angerufen, weil sie gar nichts davon halten, dass in Deutschland diese und andere Rüstungsgüter überhaupt hergestellt und dann auch noch (womöglich in Krisengebiete) verkauft werden, nur weil man sich einen Gewinn davon verspricht. Mehr oder weniger deutlich haben alle mir zu verstehen gegeben, dass sie von der Verteidigungsministerin enttäuscht sind, weil sie von ihr eine kritischere Haltung zu diesem Thema erwartet hätten. "Sie ist doch eine Mutter von sieben Kindern, sie muss sich doch nur mal vorstellen, was es für sie selbst bedeuten würde, wenn ihre Söhne oder Töchter in der Krieg ziehen müssten", meinte eine Leserin. Ein anderer Leser sagte: "Ich habe den Krieg erlebt, ich weiß, was Waffen mit einem mittlerweile noch viel höheren Vernichtungspotenzial anrichten können. Man sollte sie verbieten, so einfach wäre das meiner Ansicht nach."
Drei dieser Leser haben außerdem noch diesen Vorwurf erhoben: "Dieses den Verkauf von Kriegswaffen verherrlichende Foto hätte niemals in der Zeitung abgedruckt werden dürfen", formulierte eine Anruferin die Kritik, während ein Leser sagte: "Mehr objektive Distanz bei diesem Thema wäre nicht schlecht gewesen." Und bei allen drei bin ich dann tatsächlich mit diesem Einwand auf offene Ohren gestoßen: "Gerade weil dieses Foto diese Diskrepanz zwischen der vermeintlichen Beschaulichkeit einer vor Soldaten flanierenden Ministerin und den schrecklichen Auswirkungen des Einsatzes beispielsweise eines Kampfflugzeugs so offensichtlich in den Vordergrund stellt, muss es doch eigentlich die Menschen zum Nachdenken anregen angesichts dieser Verharmlosung von Rüstungsexporten", habe ich eine Erklärung meines Standpunkts versucht. Und was soll ich sagen, die drei Leser haben es nachvollziehen können, obwohl einer noch fragte: "Meinen Sie wirklich?" Nun bin ich gespannt, ob ich Leserbriefe zu diesem Bildartikel erhalte; eigentlich müssten es viele sein, wenn meine Interpretation richtig ist. Oder täusche ich mich?
Foto: str/dpa
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