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Sorry, da ist ein "Drehwurm"

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Manchmal kann ich nicht anders, was die falsche Formulierung ist, weshalb ich noch mal von vorne anfange. Manchmal will ich nicht anders und gestehe an dieser Stelle: Es gibt Tage, an denen sich in den Windungen meines Gehirns ein Parasit mit Namen "Drehwurm" einnistet und mich daran hindert, zusammenhängende, klare Gedanken zu fassen und einen einigermaßen verständlichen und nachvollziehbaren Eintrag in meinem Blog zu schreiben. Heute ist ein solcher Tag, ich bitte um Nachsicht für folgende Zeilen:

Ein Leser hat mir mitgeteilt, dass er Humanist sei und sich nur von dieser Geisteshaltung beziehungsweise Weltanschauung ausgehend zum Problem der Flüchtlingskrise äußern möchte. Deshalb könne er nicht nachvollziehen, dass sich Leute bei mir melden, die gleich zu Anfang betonen müssten, dass sie weder rechts sind, noch zu den Nazis gezählt werden wollen, nur weil sie eine Meinung vertreten würden, die nicht von einem uneingeschränkten Verständnis für die Sorgen und Nöte der Menschen auf der Flucht und von einer Empathie gegenüber den Asylbewerbern getragen wird. Seine Einstellung als Humanist sei ganz klar, ich fasse zusammen: Es gibt Flüchtlinge erster, zweiter und dritter Klasse, wobei die einen bleiben dürfen und willkommen sind, die anderen auf Herz und Nieren hinsichtlich ihrer Motive für die Flucht überprüft werden müssen und die dritten am besten gar nicht erst in unser Land gelassen werden beziehungsweise gleich wieder ins Flugzeug gesetzt und zurückgeschickt werden sollten. Das meint ein "Humanist", und ich betone das noch einmal, weil ich minutenlang damit beschäftigt war und am Ende doch nicht begreifen konnte, wie man dieses Ideal so gründlich missverstehen kann, nur um sich als Wolf im Schafspelz zu offenbaren.

Anschließend führte ich heute innerhalb weniger Minuten drei Gespräche mit Lesern, die mich nicht weniger ratlos machten, weil mir jeder Zugang zu einem Verständnis für die Argumentationen der Anrufer fehlte. "Ich wünsche mir, dass endlich wieder so etwas wie gesunder Menschenverstand das Handeln unserer Politiker bestimmt, weil doch ganz klar ist, dass wir diese Menschen nicht alle in unserem Land aufnehmen können", sagte eine Leserin und erläuterte mir weiter, dass - angefangen bei der Kanzlerin - alle verantwortlichen Entscheidungsträger in Deutschland ihr Gehirn gebrauchen sollten, statt weniger auf das zu hören, was die Menschen ihnen eintrichtern wollen, die offensichtlich mehr mit ihrem Bauch denken. Die Unterhaltung war dann bald beendet, nachdem ich gesagt hatte: "Ich bin jemand, der häufig mehr seinem Bauchgefühl vertraut, als seinem Verstand, wenn es um wichtige Entscheidungen geht." Der nächste Leser in der Leitung hat die Erklärung seiner Einschätzung, dass eine uneingeschränkte Willkommenskultur in Deutschland auf jeden Fall nicht der richtige Weg sein kann, mit diesen Worten eingeleitet: "Wir sind doch alle intelligente und gebildete Leute ..." Ein ähnliche Haltung vertrat auch der dritte Anrufer, der sich nach der Nennung seines Namens mit diesen Worten vorstellte: "Hier spricht ein mündiger Bürger."

Das war's für heute.

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