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Zum Frauentag dies: Typisch Mann
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Nach Einschätzung der insgesamt elf Leserinnen, die heute zwischen zehn und zwölf mit mir über den Internationalen Frauentag reden wollten, haben meine Kollegen in der Redaktion bei der Frage, wie dieses Thema sich in der Zeitung wiederfinden sollte, gleich mehrere Fehlentscheidungen getroffen. Gemessen an dem emotionalen Engagement, mit dem die Frauen mir ihre Kritik vorgetragen haben, ging es dabei unter anderem um diese Punkte:
Für die erste Gruppe möchte ich diese Anruferin zitieren: "Das finde ich einfach nur traurig", sagte die Frau in der Leitung und brachte, wie fünf andere Leserinnen auch, ihr Bedauern darüber zum Ausdruck, dass an keiner Stelle in der heutigen Zeitung mal ein Glückwunsch an die Frauen gerichtet wurde oder sie mit kleinen Aufmerksamkeit (beispielsweise Blumen) bedacht wurden. Zwei gaben mir mehr oder weniger deutlich zu verstehen, wie sehr sie sich an die alten Zeiten zurücksehnen würden und wie schlimm sie es fänden, dass heute nicht mehr zählt, was früher doch allen so wichtig war. In welcher journalistischen Form wie Nachricht, Bericht, Reportage oder Kommen denn die Gratulation verpackt sein sollte, war den Leserinnen nicht wichtig, einen eintsprechenden Vorschlag bekam ich nicht.
Für die zweite Gruppe der Frauen darf diese sprechen: "Das war ja wirklich ein ganz wunderbarer Bericht, und ich habe ihn mit großem Vergnügen gelesen, sogar meinem Mann die eine oder andere Stelle vorgelesen, aber warum um Himmelswillen war er gestern in der Zeitung und nicht heute, können Sie mir das mal verraten?", fragte sie mich. Zur Erklärung: Gestern hatte meine Kollegin unter der Überschrift "Frauen, hört die Signale!" auf der Seite "Zeitgeschehen" eine persönliche Betrachtung darüber geschrieben, ob die Werte, die Frauen in unserem Land als selbstverständlich hingenommen haben, überhaupt noch selbstverständlich sind.
Die dritte Gruppe der Frauen besteht zwar nur aus drei Leserinnen, doch ihr Unmut sollte mich mit einer verbalen Wucht treffen, dass ich "vor Scham in den Erdboden versinken" möge, wie sich eine Anruferin ausdrückte, während eine andere die Formulierung ihres Ärgers mit den Worten "typisch Mann" einleitete und mir erklärte, dass unter den Verantwortlichen für den Inhalt der heutigen Ausgabe der "Freien Presse" mit Sicherheit keine Frau gewesen sein könnte, denn "eine Frau hätte ganz bestimmt dagegen protestiert". Auf das Zitieren der dritten Anruferin möchte ich verzichten, ich bitte um Nachsicht, das Vokabular ist leider nicht geeignet, hier wiederholt zu werden, die Unterhaltung dauerte ohnehin gerade mal ein halbe Minute. Dies war den Leserinnen in die Nase gefahren: Auf der Titelseite der "Freie Presse" von heute ist neben dem Bericht mit der Überschrift "Sieht so die automobile Zukunft aus?" ein Foto zu sehen, das ein Auto zeigt, wie sich der Hersteller BMW die Blechkarossen in 25 bis 30 Jahren vorstellt. Das futuristisch anmutende Fahrzeug war der geringere Teil von dem, was die Frauen in Rage versetzt hatte: "Des Mannes liebstes Spielzeug, ist Ihnen zum Frauentag kein passenderes Motiv eingefallen?", hatte mich die zweite Leserin gefragt. Viel schlimmer war das zweite Motiv auf dem Bild: "Ein Mann, der mit seiner ganzen Körpersprache und dem verträumten Blick auf die Nobelkarosse unmissverständlich zum Ausdruck bringt, was für ihn mehr von Bedeutung ist, als die Frau in seinem Leben: das Auto, das er mit einer zärtlich anmutenden Geste liebkost, indem er vorsichtig die Hand auf die Flügeltür legt", meinte die ein Anruferin. Ob ich mit den Leserinnen darüber diskutiert habe? Ich verweigere die Antwort.
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