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Zunächst möchte ich darauf verweisen, dass es für diese Einschätzung keine Belege wie beispielsweise die Zahl der Gespräche zwischen zehn und zwölf oder die Dauer der Unterhaltungen mit Lesern gibt. Als Grundlage dafür dient allein das Maß des emotionalen Engagements, mit dem die Leute sowohl am Telefon als auch mit entsprechenden Formulierungen in Briefen und Mails ihre Meinung zu einem Thema vorgetragen haben und in welcher Intensität diese Gefühle bei mir angekommen sind. Auslöser waren jeweils Artikel, die am Montag oder Dienstag dieser Woche in der "Freien Presse" zu lesen waren. Also:

Auf Platz drei landet ein Thema, das bereits in der vergangenen Woche ein Rolle gespielt und über das ich in meinem Blogeintrag "Und die Hundehalter rufen an" berichtet hatte. Denn unter der Überschrift "Hundeattacke: Halterinnen verurteilt" war auf der Seite "Aus aller Welt" vorgestern ein Bericht zu lesen, in dem es um das Urteil in dem Prozess gegen eine Hundehalterin ging, deren Rottweiler ein zweijähriges Mädchen lebensgefährlich verletzt hatte; sie war zu einer Haft von 21 Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Weitere Leser haben sich bei mir darüber beschwert, weil durch diese Art der Berichterstattung diese Hunderasse unter einen Generalverdacht geraten würde und nicht ausreichend betont werde, dass bei der Frage nach der Schuld immer zuerst der Halter des Tieres in den Vordergrund gerückt werden müsste.

Das Thema, das den zweiten Platz belegt, beschäftigt mich schon so lange, wie ich Leserobmann bin, und jedes Mal wieder, wenn meine Kollegen auf den Seiten "Rat und Leben" darüber berichten, ruft es die Leser auf den Plan, die allein schon darüber entsetzt sind und aus dem Ausmaß ihres Ärgers kein Geheimnis machen, weil wieder einmal in der Zeitung darüber etwas zu lesen war, als wäre dies die normalste Sache der Welt. Diesmal gab es gleich zwei Artikel an dem gleichen Tag: "Der Freistaat Sachsen will die Impfquote erhöhen" lautete die Überschrift auf der Seite "Sachsen", während auf der Seite "Kind & Kegel" die Schlagzeile "Neun Tatsachen zum Impfen" zu lesen war. Es gibt offensichtlich viel mehr Menschen als gedacht, die das Impfen grundsätzlich ablehnen und es beispielsweise als "Teufelswerk der modernen Medizin" oder "Geldbeschaffungsmethode der Pharmaindustrie" bezeichnen, denn allein am Montag haben sechs Personen genau deswegen bei mir angerufen und ihrem angestauten Unmut mal so richtig befreiend Luft verschafft haben.

Den ersten Platz in diesem Ranking belegt ein Thema, das in diesem Ausmaß und in der Intensität der Gefühlsausbrüche völlig neu für mich war. Dafür gibt es einen Grund, den ich nicht verschweigen möchte: Bislang gab es offensichtlich noch keinen Anlass, auf diese Art und Weise darüber zu berichten. Aber der Reihe nach: In der Fußgängerzone von Bad Säckingen (Baden-Württemberg) war ein 84 Jahre alter Mann  mit seinem Auto mitten in der Innenstadt in eine Menschenmenge vor einem Café gerast. Meine Kollegen in der Redaktion waren auf die Idee gekommen, nicht nur nachrichtlich darüber zu berichten, sondern weiterzudenken und die Frage zu stellen: Sind Senioren im Straßenverkehr möglicherweise überfordert? Anders kann ich es nicht ausdrücken: Geschimpft ohne Ende haben die Senioren am Telefon, und zwar nicht nur weil diese Frage gestellt wird, denn dieses Thema schafft es immer mal wieder an die Oberfläche, nachdem ein solcher Unfall passiert ist. Nein, die emotionalen Ausbrüche war vor allem darauf zurückzuführen, dass weiter Fragen gestellt und beantwortet wurden, die ihrer Ansicht nach diskriminierend seien; "Warum hängen alte Menschen so am Führerschein?" gehörte ebenso dazu wie "Welche Alternativen haben Senioren zum Auto?". Mit einer Leserin habe ich, nachdem sie erstmal alles von sich geben durfte, was ihr an angestauter Wut auf der Seele lag, sogar noch einen Scherz gewagt: "Demnächst kommt dann noch jemand auf die Idee, den Menschen jenseits der 60 überhaupt zu erlauben, einen Führerschein zu machen, wenn sie noch keinen haben, weil es würde sich ja dann nicht mehr lohnen." Was soll ich sagen: Die Frau in der Leitung konnte darüber nicht lachen.

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