Blog "Leser-Obmann": Tolle Story, nur nicht gerade billig

Verstehen oder nachvollziehen werde ich solche Zusammenhänge wohl nie können, was diese Tatsache mir mal wieder deutlich zu verstehen gegeben hat: Zum neuen Präsidenten in den USA sind mehr als 20 schriftliche Reaktionen von Lesern (Briefe und Mails) bei mir eingegangen, doch reden wollte niemand mit mir über Donald Trump und die Berichte und Kommentare, die meine Kollegen zur Amtseinführung geschrieben hatten. Was sonst noch diese Woche zu erwähnen wäre, meine Randnotizen zum Freitag:

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Episode 1: Nachdem er den Bericht "Gefährliche Pulver und Pillen" (Teil 5 innerhalb der Serie "Schlank ins neue Jahr") gelesen hatte, griff ein Leser zum Telefon, rief mich an und meinte, dass er seine Haltung zu diesem Thema leider nicht wirklich auf den Punkt bringen könne und deshalb lieber gleich Mark Twain zitieren möchte, was er dann auch tat: "„Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.“

Episode 2: Dass Leser sich bei mir wegen zu vieler Anglizismen beschweren, ist eher an der Tagesordnung, als dass ich mich noch darüber wundere, doch dieser Mann verdient es, in meinem Blog zitiert zu werden, weil er mich wegen des Artikel "Wie gut es Frisches aus dem Netz" (heute auf der Seite "Rat und Leben") angerufen hatte und meinte, dass er sich jetzt mal wegen der vielen englischen Ausdrücke in der Zeitung beschweren möchte, denn in der Auflistung der Internetadressen habe er sich wieder mal fürchterlich über einen Begriff nicht erklärte englische Bezeichnung geärgert, er sagte: "Erklären Sie mir doch bitte mal, was Aljunetfres bedeutet." (Zur Erklärung: Weil ich nicht wusste, was er damit meinte, musste ich mir den Artikel auf den Schirm holen, bevor ich dann feststellte, dass es ihm um den Onlinehändler mit der Webadresse allyouneedfresh.de ging.)

Episode 3: Der Mann in der Leitung meinte - die Nummer im Display des Telefon signalisierte mir, dass es sich um ein Teilnehmer von  ganz weit weg handelt - zu Beginn, dass er lange recherchiert und jetzt endlich herausbekommen habe, wie es den Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln gelingt, mit zweifelhaften Marketingstrategien die Menschen für dumm zu verkaufen und ihnen das Gefühl zu geben, ohne ihre Präparate würde man dem sicheren Tod entgegengehen; diese Geschichte würde er der "Freien Presse" exklusiv anbieten. "Warum gerade uns?", wollte ich wissen und bekam zu Antwort, dass er im Internet herausgefunden habe, dass "Freie Presse" eine der größten Zeitung in Ostdeutschland sei. "Also gut, schicken Sie uns das Manuskript, ich werde es der Chefredaktion und den für dieses Thema zuständigen Kollegen vorlegen", sagte ich. Der Anrufer machte eine kurze Pause, bevor er sagte: "Die Story kostet 20.000 Euro."

Episode 4: Zu dem Artikel "Die K-Frage: Braucht es eine Katzensteuer?" meinte ein Leser: "Ich arbeite in einem Dreischicht-System und verdiene gerade so viel, dass ich mit meiner Familie so über die Runden kommen, und deshalb stelle ich diese Frage: Glauben Sie wirklich, dass wir in unserem Land keine anderen, ich meine ernsthafte Problem haben, die es zum Wohle der Menschen zu lösen, als wir über die Einführung einer Steuer auf Katzen nachdenken sollten?"

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