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Mathe und die Frage: Rammelmusik?
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Das war ein Fehler, ich habe es leider zu spät gemerkt: Ich hatte vorhin, weil ich nach einer klugen Einleitung für meine Randnotizen aus den Protokollen der Gespräche mit Lesern zum Wochenausklang gesucht habe, in die Suchmaschine die Wortkombination "Zitate schwierige Zeiten" eingegeben, um einen weisen Menschen zitieren zu können, weil mir beim besten Willen nicht einfallen will, wie ich es anschaulich zum Ausdruck bringe, dass es momentan nicht gerade eine der leichtesten Aufgaben ist, den Menschen zuzuhören, die bei der Zeitung anrufen, weil sie ein Problem haben. Also lasse ich die Einleitung einfach weg, dies ist noch passiert seit Montag:
Episode1: Der Mann in der Leitung zitierte den letzten Satz meiner Kolumne "Unsere Aufgabe" auf der der aktuellen Seite Leserforum, ich hatte geschrieben: "Denn seien wir doch mal ehrlich: Erst wenn wir aufhören, darüber zu reden, machen wir wirklich etwas falsch", und meinte damit, dass wir niemals aufhören dürfen, uns Gedanken darüber zu machen, wie schrecklich Krieg ist. Dann hörte ich den Leser dies sagen: "Nun müssen Sie sich aber von mir den Vorwurf gefallen lassen, dass Sie sich mal an die eigene Nase fassen sollten, wenn es darum geht, sich für den Frieden auf der Welt einzusetzen." Weil ich mir sicher war, dass er nicht mich persönlich damit meinte, sondern die Zeitung beziehungsweise die Redaktion ansprach, bat ich freundlich um eine Erklärung. Die bekam ich auch, und der Anrufer nannte mir zuerst mit "Bundeswehr wirbt um Werdauer Schüler" die Überschrift eines Artikels in einer der Lokalausgaben der "Freien Presse", bevor er mir dann den ersten Absatz der Reportage vorlas: "Scharfschütze will er werden. Das sei sein Favorit unter den Jobs bei der Bundeswehr, sagt (...). Der Junge aus Langenbernsdorf ist 13 Jahre alt." Widersprochen habe ich dem Leser in der Leitung auf jeden Fall nicht.
Episode 2: Innerhalb der Debatte über Täve Schur und die Tatsache, dass er nicht in die "Hall of Fame des deutschen Sports" aufgenommen soll, habe ich mehr als 20 Leserbriefe erhalten, deren Autoren ausnahmslos deshalb verärgert sind und kein Verständnis für die Gründe haben; nur eine Mail mit einer gegenteiligen Haltung, dass die Entscheidung nachvollziehbar sei hat mich erreicht. Und dann noch ein mit der Schreibmaschine geschriebener Brief, ich zitiere: "Mitte der fünfziger Jahre war ich zu einem Pferderennen im Scheibenholz in Leipzig. Die Jockeys jagten auf ihren Pferden vorbei, als ein kleiner Junge oben auf der Schulter seines Vaters saß und plötzlich fragte: "Welcher ist denn der Täve?"
Episode 3: Weil es in meinem Blogeintrag "Vorletzter - und was nun?" unter anderem auch darum ging, dass ich viel von Musik verstehe und mir ein Urteil erlaube, ob ein Song gut und von der Qualität ist, dass er bei einem solchen Wettbewerb an den Start gehen kann, möchte ich diesen Widerspruch eines Lesers nicht für mich behalten; dies ist seine Meinung zum deutschen ESC-Beitrag und dem Niveau der anderen Teilnehmer an dem Sängerwettstreit: "Viel zu laute 08-15-Rammelmusik, zu der die Sängerin irgendetwas schrie. Nach meinem Empfinden hat ein Beitrag auf einem internationalen Musikfest nur eine Chance, wen er mit einer gewissen Innigkeit Musik mit nationalen Wurzeln vermittelt. Aber das, was informatorisch über den Bildschirm kommt, ist rhythmische Gymnastik schreiender schwitzender Menschen – in der Regel zu laut, weil auch die technische Ausrüstung demonstriert werden soll – und nicht nur wegen des Englischen sprachlich unverständlich."
Episode 4: Zu den Leserinnen, mit denen ich mehr oder weniger regelmäßig in Kontakt bin, gehört auch eine Mathelehrerin; allerdings haben wir, damit ich ihre Dienste nicht zu oft in Anspruch nehme, weil ich wieder mal etwas nicht verstanden habe, eine Abmachung getroffen, dass ich in meinem Blog darüber schreiben muss, wenn etwas, das mit Mathematik zu tun hat und in der Zeitung gestanden hat, damit sie mir dann antwortet. Also, liebste Frau L., bitte erklären Sie mir, was ich einem Leser antworten kann, der dies in der Zeitung gelesen hat und nicht versteht, denn ich bin hier einfach überfordert: "Ob Tagesmutter oder Kita ist für Eltern nach dem ersten Geburtstag ihres Kindes nicht mehr die Frage. 56 Prozent Zustimmung gibt es für beide Formen. 96 Prozent sehen jedoch das Kind am besten bei der Mutter aufgehoben, 93 Prozent beim Vater und 85 Prozent bei den Großeltern." (Artikel "Eltern unter Druck" auf der Seite "Rat & Leben" vom 9. Mai)
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