Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Krise: Bin ich ein Rabulist?

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Vorgestern hat ein Mann mich angerufen, weil er sich grundsätzlich einmal über die Inhalte der "Freien Presse" auslassen wollte; ich habe ihn ungefähr dreieinhalb Minuten lang reden lassen und mich dann bedankt mit dem Hinweis, dass ich meine Kollegen über seinen Anruf informieren werde. Anschließend musste ich bei "Wikipedia" nachschauen, weil der Leser ein Wort gesagt hatte, das ich noch nicht kannte, denn er bezeichnete die Zeitung als "Rabulistenpostille". Dann war ich schlauer, das Internetlexikon hatte mich aufgeklärt: "Rabulistik (...) ist ein abwertender Begriff in der Bildungssprache für rhetorische Spitzfindigkeiten oder Wortklauberei." Was sonst noch in dieser Woche geschah, meine Randnotizen zum Wochenausklang:

Episode 1: "Das kann doch nicht sein, dass Sie immer nur auf diesem Mann rumhacken", meinte eine Leserin und fügte dann hinzu: "Ich will endlich mal auch etwas Positives über Donald Trump in der Zeitung lesen, sonst werde ich ..." Die Drohung, mit der die Frau in der Leitung ihrer Forderung noch Nachdruck verleihen wollte, behalte ich lieber für mich, weil ich in den vergangenen Jahren gelernt habe, an dieser Stelle liebe zu schweigen, weshalb ich bislang auch noch nie in einem meiner Blogeinträge davon erzählt habe. Typisch in diesem Fall und deshalb auch kein Einzelfall in der Liste meiner Gespräche mit Lesern zwischen zehn und zwölf war auch die Antwort der Anruferin auf meiner Frage, welche gute Nachricht über den US-Präsidenten sie denn als Beispiel nennen könne, sie sagte: "Das ist doch wohl das Letzte, schließlich ist das Ihre Aufgabe, recherchieren sie ordentlich, dann werden Sie schon was finden."

Episode 2: Da ich mir vorgenommen habe, immer dann, wenn mir Leser am Telefon die Lektüre eines bestimmten Buches empfehlen, hier davon zu berichten, weil ich solche Tipps nicht für mich behalten möchte, ist es heute mal wieder soweit. Ein Anrufer hatte diesen Lesetipp für mich: "Weltverschwörung: Wer sind die wahren Herrscher der Erde?" von Thomas A. Anderson. "Da wird Ihnen ein Licht aufgehen, das kann ich Ihnen versprechen, und dann können Sie es dem Chefredakteur leihen, damit die Zeitung endlich mal begreift, was wirklich passiert, und dass sie sich auch noch zum Handlanger dieser Verbrecher macht", hatte der Mann seiner Buchempfehlung noch hinzugefügt. Nun denn, habe ich mir gedacht, schaue ich mir doch den Klappentext an, den ich auch ohne Probleme im Netz fand, weshalb ich dann lesen durfte: "Immer mehr Menschen stellen fest, dass sie von den Regierenden belogen und betrogen werden, und dass die Volksvertreter nicht das Volk vertreten, sondern die Interessen von Großkonzernen, von Militär und Wirtschaft. Große, weltumspannende Firmen und Organisationen leiten unsere Welt." Ganz ehrlich? Irgendwie kommt mir das bekannt vor, als hätte ich diesen Hinweis am Telefon schon mal gehört.

Episode 3: Viele Leser versuchen, ihre Meinungen zu Artikeln in der Zeitung mit Ironie oder nicht vermeintlich intelligentem Humor anzureichern, weil sie sich auf diese Weise erhoffen, ihre Chance auf eine Veröffentlichung zu erhöhen. Oft registriere ich das erst dann, wenn die Leute ein oder zwei Tage später anrufen und fragen, ob ich den Brief auch erhalten und gelesen habe. So wie in diesem Fall: "Einheitswippe ist meiner Ansicht nach eine ziemlich respektlose Bezeichnung für ein Denkmal, dass an die Wiedervereinigung unseres Landes erinnern sollte", meinte ein Anrufer und fragte mich, ob ich seinen Brief mit der Meinung zu dem Artikel "Bundestag für Einheitsdenkmal und Pflicht zur Impfberatung" bis zu Ende gelesen habe; hatte ich natürlich nicht, weshalb ich ihn mir schnell heraussuchte, vor mir auf den Tisch legte und las: "Also, wir werden das Kind schon schaukeln." Ein anderer Leser hatte in die Betreffzeile seiner Mail mit deutlichen Worten gegen diese Variante des Einheitsdenkmals das Wort "verschaukelt" geschrieben. 

Episode 4: Ich bin dann mal weg, dieser Blog legt eine Pause ein und erscheint erst nach meinem Urlaub wieder. Wann das ist? Mal sehen, das hängt vor allem davon hab, ob ich ...

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.