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Richtig: Gesetz ist Gesetz
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In meinen ersten Randnotizen aus den Protokollen der Gespräche mit Lesern zum Wochenausklang nach der Sommerpause geht es unter anderem um die unterschwellige Angst vor vermeintlich gefährlichen Flugtieren, meine eigene Unfähigkeit beim richtigen Umgang mit Fragen und Hinweisen zu Dingen, die zu DDR-Zeiten für die Menschen von großer Bedeutung waren, sowie um eine besondere Premiere, weil ich zum ersten Mal überhaupt ein Lob für eine der kurzen Glossen auf den ersten Lokalseiten der "Freien Presse" erhalten habe.
Episode 1: Es gibt Themen beziehungsweise Ereignisse, bei denen es mir kalt den Rücken runterläuft allein bei dem Gedanken, ich müsste mich als Reporter oder Fotograf darum kümmern, dass die Geschichte in die Zeitung kommt. So einen Fall habe ich heute erlebt, wobei ich ohne Hemmungen eingestehe, selbst beim Schreiben der Mail an die Kollegen ein gewisses Unbehagen verspürt zu haben. Ein Leser hatte angerufen, weil er der Zeitung ein außergewöhnliches Fotomotiv anbieten möchte: In seinem Haus gibt es eine Sitzecke mit einer eingebauten Musikanlage. Die Lautsprecherboxen hat ein offenbar ziemlich großer Hornissenschwarm als sein Nest auserkoren und es auf eine Weise verändert, dass man nicht mehr erkennt, dass es sich um eine Musikanlage handelt. Darüber hinaus weiß er auch gar nicht, wie mir zu verstehen gab, wie man sich bei einem solchen Fall verhält und was man tun muss, um die Insekten zu vertreiben beziehungsweise ob man das so einfach überhaupt darf. "Bin ich da bei Ihnen richtig?" fragte mich der Mann in der Leitung. "Im Prinzip schon", antwortete ich, fügte aber hinzu: "Ich selbst leide an einer eher schwachen Form der Akarophobie, doch werde ich bestimmt jemanden in der Redaktion finden, der damit kein Problem hat." Bevor hier der Verdacht aufkommt, ich wäre an sich ein ängstlicher Typ: Mit der Arachnophobie, unter der Leute in meinem Freundeskreis leiden und sie gelegentlich zu Schreikrämpfen veranlasst, habe ich überhaupt kein Problem; nur was brummt und stechen kann, löst bei mir ein paar Abwehrmechanismen aus.
Episode 2: Einmal mehr ist mir mein fehlendes Feingefühl für das richtige Reagieren auf Fragen von Lesern, in denen es um Dinge in Zusammenhang mit dem Leben in der DDR geht, auf die Füße gefallen, weil ich gestern nicht sofort zurückgerufen hatte und der Leser heute noch einmal deswegen die zentrale Servicenummer anrufen musste, denn seinen Angaben zufolge hat er eine nahezu schlaflose Nacht hinter sich, weil er es nicht ertragen konnte, darauf keine Antwort zu bekommen: Wann und auf welchem Sender kommen die "Digedags" als Animationsserie ins Fernsehen? Kurz der Hintergrund, auf der Seite "Aus aller Welt" stand gestern: "Dig, Dag und Digedag sollen ihre eigene Animationsserie im Fernsehen bekommen. Das Medienboard Berlin-Brandenburg fördert die von Mar Vista Media entwickelte Produktion mit den Helden der DDR-Comic-Zeitschrift Mosaik mit 20.000 Euro. Als Vorlage für die 25 Folgen der ersten Digedags-Staffel diene die Ritter Runkel-Serie, wie das Medienboard mitteilte. (...)" Mit Hilfe der Suchmaschine hatte ich gestern zwar sofort herausgefunden, dass noch gar nicht feststeht, wann und auf welchem Sender die Serie laufen soll, doch war ich davon ausgegangen, dass ich auch heute noch den Leser deswegen anrufen kann. Weit gefehlt: "Das können Sie mit mir nicht machen, junger Mann, ich bin ein seit damals ein so großer Fan, dass ich jede Neuigkeit sofort aufsauge und alles unternehme, um mir zu beschaffen, was ich über die Digedags noch nicht habe." An dieser Stelle machte ich den zweiten Fehler: "Da werden Sie sich also wohl noch ein bisschen in Geduld üben müssen", sagte ich und bekam als Reaktion darauf dies zu hören: "Ich finde das unverantwortlich, dann hätten Sie die Nachricht lieber gar nicht erst in die Zeitung setzen sollen."
Episode 3: Diesen Leserbrief muss ich an dieser Stelle wörtlich wiedergeben, weil ich daran gescheitert bin, in laut vorzulesen und auf diese Weise eine Kollegin fast dazu gebracht hätte, vor lauter Lachen keine Luft mehr zu bekommen. Der Verfasser bezog sich auf die Reportage "Sosa im Sommerschlaf" und meinte: "De Soser machen ken Sommerschloof, heechstens en klenn Mittoochsschloof. Dann wird gewerkelt, gehackt un Groos gehaah, de Leit sei en ganzen Tooch of de Baa. Un machn'se mol Urlaub vom Alltoochsstress, dann fahrn'se mit'n Fahrrood un nett mit 100 PS. Un kimmt's Wochenend raa, putzn se sich lila-weiß aah un fahr'n noch Aue zum Fußball in dr zweetn Bundesliga, aaber diesmol mit 100 PS. Noochn Spiel fahrn'se glicklich oder mit Frust, wieder in ihr Dörfl nauf. Dligauf ! Iech kaa dan Artikel um dan Sommerschloof net verstieh, mr muß halt mol in dan Ort neigieh." (Ohne Gewähr für die richtige Schreibweise)
Episode 4: Wenn sich Leser wegen einer der kurzen Glossen, die täglich in allen Lokalteilen auf der ersten Seite oben links zu lesen sind, bei mir melden, waren es bislang immer Beschwerden wegen des Inhalts oder der Formulierungen. Noch nie hatte sich bis vorgestern jemand bei mir gemeldet, weil er ein Lob loswerden wollte. Der Leser schrieb unter anderem: "Es war das Beste, was meine Frau und ich seit langem gelesen haben. Es gibt selten Situationen, in denen mit so viel feinsinnigem Humor politische Gegebenheiten ad absurdum geführt werden." Selbstverständlich habe ich den Autor der Glosse umgehend darüber informiert, was mich dann dazu veranlasst, darüber nachzudenken, wie ich diese Tatsache in meinem Blog verarbeiten kann. Nun denn, ich habe erkennen müssen, dass es anders gar nicht geht, weshalb ich den Text mit der Überschrift "Gegenangriff" einfach vollständig zitiere: "Wer aus Prinzip oder einfach aus Überzeugung kein Fernsehen schaut, hat es heutzutage auch nicht leicht. Ein Freund regt sich gerade gewaltig darüber auf, dass er Fernsehgebühren zahlen muss, obwohl er nicht mal ein Gerät zum Empfang dafür hat. Doch alle Proteste helfen nichts, denn Gesetz ist Gesetz. Jetzt geht er zum Gegenangriff über und will Kindergeld beantragen. Kinder hat zwar auch keine. Aber er hätte ja wenigstens das dafür benötigte Gerät. Und schließlich gelte: Gesetz ist Gesetz. (nkd)"
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