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Ehrlich: Das macht mir Angst

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Manchmal zweifle ich an meinem eigenen Urteilsvermögen; allerdings denke ich, dass wohl niemand ganz frei davon sein wird, sich über dieses mentale Phänomen von Zeit zu Zeit so seine Gedanken zu machen. Doch gebe ich diese "Schwäche" zu und schreibe darüber, weil es einen konkreten Anlass gibt und ich mir nun doch (für mich) mir meine Sorgen mache. Zwei Anfragen von Lesern haben mich nahezu zeitgleich erreicht. Dies war die erste: "Ich habe heute meinen neuen Personalausweis abgeholt und dabei festgestellt, dass dieser nur noch mit der Online-Funktion ausgestellt wird und ich diese nicht deaktivieren kann. Das finde ich wirklich schlimm, können Sie nicht mal darüber schreiben, was das für die Menschen in unserem Land bedeutet?" Selbstverständlich habe ich zugesichert, dass ich das an die Kollegen in der Redaktion weiterleite und dass sie dann vermutlich in nächster Zeit dazu etwas in der Zeitung lesen wird. Was ich nicht wusste: Bereits Ende April stand der Artikel "Pflicht zum Online-Ausweis?" in der Zeitung, und darin war zu lesen, dass das Gesetz, in dem die elektronische Funktion verpflichtend vorgeschrieben wird und nicht mehr gesperrt werden kann, bereits vor der Sommerpause verabschiedet werden soll. Als ich die Bedenken von Datenschutzexperten gelesen habe, ist mir, ehrlich gesagt, ein bisschen schlecht geworden, und ich habe gleich mal nachgeschaut und festgestellt, dass ich erst in drei Jahren einen neuen Personalausweis beantragen muss.

Der zweite Hinweis eines Lesers, der mich heute angerufen hat, nachdem er gestern die Meldung "Gesichtserkennung: De Maizière weist Bedenken zurück" in der Zeitung gelesen hatte, er meinte: "Solange in der Öffentlichkeit weder Burka noch Faschingskostüme verboten sind, ist das Gesicht 'bestens' erkennbar, oder glaubt jemand, dass Verbrecher und Terroristen nicht auf die Idee kommen, dafür zu sorgen, dass man ihr Gesicht nicht erkennt, wenn Sie beispielsweise durch eine Bahnhofshalle gehen und ihren Kopf umhüllen?" Dies habe ich dann zum Anlass genommen und mir den kompletten Text der Nachrichtenagentur dpa durchgelesen, wo bei ich feststellen musste, dass ich die darin zitierten Bedenken von Politikern und Experten nicht weniger zum Gruseln finde, als die bei dem Personalausweis mit der Online-Funktion.

Was mich abschließend zu zwei Fragen veranlasst hat: Warum hat sich bei mir nicht schon viel früher der innerliche Groll gemeldet und dafür gesorgt, dass ich mir (beispielsweise auch hier in diesem Blog) von der Seele rede oder schreibe, was ich davon halte und welche Ängste mich beschleichen angesichts der Möglichkeiten, mit denen ich und alle Menschen in diesem Land überwacht werden können? Was mich noch viel mehr wundert: War der Aufschrei wirklich so halbherzig oder hat er es - aus welchen Gründen auch immer - nicht bis in die landesweite Wahrnehmung geschafft? Dies ist ein Versprechen: Ich bleibe dran an diesem Thema. Dabei fällt mir ein: Es ist doch Wahlkampf, spricht von den Kandidaten jemand über dieses Thema? Wenn ja, was meint er dazu?

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