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Zu den Unwägbarkeiten meiner Arbeit als Leserobmann zählt ein Problem, dass es von Anfang an gegeben hat, das sich nicht lösen lässt und mit dem ich lernen musste so zuzugehen, dass die Anrufer während meiner "Sprechstunde" zwischen zehn und zwölf sich mit dem Gefühl von mir verabschieden, dass es nicht nur vergeblich war, meine Nummer gewählt zu haben. Es folgen nun vier solcher Gespräche, die ich in denen vergangenen zwei Wochen geführt habe. Mein "Randnotizen" zum Wochenausklang sollen dann in einer Woche an dieser Stelle wieder zu lesen sein.

Episode 1: "Stellen Sie sich das mal vor: Als die Stewardess das Essen verteilen wollte, musste sie feststellen, dass die Portionen nicht für alle reichen, so dass viele Passagiere leer ausgingen und hungern mussten", beschwerte sich eine Leserin über die Zustände bei einem Flug in die Türkei und erzählte weiter, dass sie sich dann noch über das unfreundliche Verhalten der Flugbegleiterinnen aufgeregt habe, denn diese seien auch noch pampig geworden, als sie sich dazu geäußert habe, dass auch Kinder an Bord seien und kein Essen bekommen würden. Warum sie deshalb den Leserobmann der "Freien Presse" angerufen hat, wollte ich von der Frau in der Leitung wissen. Klare Antwort: "Wen sonst?"

Episode 2: Beschwerden über schlechtes Essen in gastronomischen Betrieben oder wegen der unfreundlichen Bedienung in Restaurants gehören für mich nicht gerade zum Alltag, aber selten sind sie auch nicht, weil die Leute damit die Hoffnung verbinden, dass der Ärger, der ihnen widerfahren ist, an die Öffentlichkeit kommt und der Verursacher dann noch die Quittung für die miese Küche bekommt. Von diesem Anruf möchte ich berichten, der Grund ist meiner Ansicht nach offensichtlich: Das Schnitzel sei in der Mikrowelle nur noch heiß gemacht worden, und der als Beilage gereichte Kartoffelsalat habe wie aus der Fertigpackung geschmeckt, hatte mir der Leser seinen Ärger beschrieben. Also fragte ich, höflich und zuvorkommend, wie ich nun mal bin, nach dem Namen der Gaststätte.  Diese Antwort habe ich erhalten: "Es war kein Restaurant, es war eine Bäckerei."

Episode 3: : "Ich habe ein Geschäft und habe jetzt leider erfahren müssen, dass ich die Zeitung bei der Steuererklärung nicht als Werbungskosten absetzen kann", beschwerte sich ein Leser und wartete offenbar darauf, was ich dazu zu sagen habe. Meine erste Reaktion: "Mit dem Steuerrecht kenne ich mich überhaupt nicht aus, meine eigene Erklärung schaffe in weniger als zehn Minuten, aber ..." Weiter kam ich nicht, denn der Mann unterbrach mich und sagte: "Mir würde eine Bescheinigung reichen, dass ich die Zeitung wegen der Anzeigen der Konkurrenz studieren und deshalb täglich lesen muss." Dass das wohl kaum möglich sein wird, wollte er mir nicht glauben, aber nachdem ich ihm eine Mailadresse im Haus genannt hatte, an die er seine Anfrage auch noch schriftlich schicken kann, war er dann zumindest so weit zufrieden, dass wir uns freundlich voneinander verabschieden konnten.

Episode 4: "Es geht mir um eine Todesanzeige", eröffnete ein Leser das Gespräch und hörte sich den Einwand, dass ich nur für redaktionelle Dinge und nicht für Anzeigen zuständig bin, zwar an, ließ ihn aber nicht gelten, sondern fügte, nachdem ich seiner Aufforderung nachgekommen war, die entsprechende Zeitungsseite aufzuschlagen, hinzu: "Das ist doch schlechtes Deutsch, was da steht, hätte man die Hinterbliebenen nicht darauf hinweisen müssen, dass man das so nicht schreiben kann und das wirklich nicht schön klingt?" Da bin ich jetzt mal ganz ehrlich: Diesen Hinweis habe ich für mich behalten und an keine zuständige oder verantwortliche Abteilung im Haus weitergeleitet.

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