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Das war dann wohl ein falscher Fehler

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"Sie haben da einen Fehler in der Zeitung", sagte mir der Anrufer als erstes, und ich wusste im gleichen Augenblick, dass ich mich an diesem Tag wieder einmal bei einem meiner Kollegen nicht besonders beliebt mache, wenn ich mit einem Blatt Papier in der Tür seines Büros stehe und sage: "Du musst da morgen etwas korrigieren." Denn dass der Leser sich geirrt hat, vermute ich zunächst nicht. Das hat es in den vergangenen zwei Monaten auch noch nicht gegeben; die Anrufer sind sich immer ziemlich sicher, meistens sind sie echte Experten.

Der Anrufer las mir den Satz vor: "Zum 200. Todestag des Dichters Heinrich von Kleist soll sein Grab am Kleinen Wannsee in Berlin für 500.000 Euro umgestaltet werden", heißt es auf der Seite Kultur unter der Überschrift "Kleist-Grab wird umgestaltet". Der Leser meinte, das kann auf keinen Fall stimmen, diese enorme Summe, da sei ganz einfach eine Null zuviel. Weil wenn das so wäre, müsse man sich doch die Frage stellen: "Was könnte man mit dem vielen Geld alles an guten Dingen für soziale Zwecke und kulturellen Einrichtungen tun, anstatt ein einzelnes Grab umzugestalten?"

So bin ich, ich habe dem Leser erst einmal zugestimmt, nur beim Hören dieser Zeilen war mir klar: Das kann nur ein Tippfehler sein, niemals kostet eine Grabgestaltung so viel Geld. Der Anrufer und ich - wir waren uns ganz sicher.

Dies war dann heute auch eine Premiere: Der Leser-Obmann und ein Leser - beide kleinlaut und ein wenig beschämt beim erneuten Telefongespräch. Die Summe stimmt ganz einfach, weil die Grabanlage des Dichters total verwildert und verkommen ist und einschließlich einer landschaftsarchitektonischen Neugestaltung mit einer Investition  von einer halben Million Euro zu einer Kulturstätte von "nationaler Bedeutung" werden soll.

Sie haben da einen Fehler in der Zeitung - beim nächsten Mal werde ich sagen: Ich kläre das und rufe zurück.

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