Blog "Leser-Obmann": Keine Frage: Nachhaken erwünscht

"Ich muss mal mit Ihnen über was reden", sagte mir der Leser zur Eröffnung unseres Gesprächs am Telefon, und ich dachte: Dieser Mann hat Ärger, dieser Anrufer braucht Hilfe, meine zehn Finger legten sich auf die Tastatur des Computers, um alles aufzuschreiben, bloß nichts zu verpassen. "Es geht um die Artikel", fügte er hinzu, "mehr so allgemein um den Inhalt." Ich atmete hörbar aus, die Grundstellung mit den Daumen auf der Leertaste behielt ich aber vorerst bei.

"Ich bin der Meinung, ihre Redakteure müssen mehr nachhaken, sich nicht immer gleich mit der Information zufrieden geben, ihren Berichten mehr Fleisch geben, den Dingen mehr auf den Grund gehen", formulierte der Leser dann sein eigentliches Anliegen. Mir war klar: Das könnte ein längeres Grundsatzgespräch werden, schließlich geht es um die Ehre meines Berufsstandes. Ich wählte die klassisches Eröffnung: "Wie meinen Sie das genau. Können Sie mir ein Beispiel nennen?"

Nichts leichter als das, meinte der Anrufer, ich hörte das Rascheln von Zeitungsseiten, dann sagte er: "Ich zitiere: ... muss der Kreis die Summe zur Finanzierung der gemeinsam mit der Arbeitsagentur gebildeten Arbeitsgemeinschaft (Arge) für das laufende Jahr um 219.500 Euro aufstocken. Der Kreisausschuss hat die Mittel in seiner Sitzung am Mittwochabend bewilligt. Die Ursache des größeren Finanzbedarfs liegt in gestiegenen Personal- und Sachkosten der Arge, heißt es in der Begründung." Der Anrufer machte eine kurze Pause, dann sprach er weiter: "Das war die Meldung. Und ich frage jetzt Sie, von Steuerzahler zu Steuerzahler: Würde es Sie nicht auch interessieren, warum plötzlich die Personal- und Sachkosten gestiegen sind? Würden Sie nicht auch erfahren wollen, warum man nicht über Einsparungen nachdenkt, bevor man die Ausgaben erhöht?"

Das Gespräch war dann doch nicht so lang, meine Antwort reichte dem Leser: "Sie haben Recht."

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