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Werbung, Wetter und Karl Marx

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Weil ich kein Mensch bin, der aus kleinen Dingen große Sachen macht, verzichte ich heute an dieser Stelle auf einen Beitrag zu einem einzigen Thema und vermelde die wichtigsten Punkte bei meinen heutigen Gesprächen mit Lesern am Telefon:

"Es geht mir um die Werbung in der Zeitung", lautete der erste Satz einer Leserin, und weil ich dieses Problem des Öfteren mit Anrufern diskutiere, klickte ich (still und heimlich) meine Datei mit Argumenten an, damit ich ja keines vergesse. "Ich will die Werbung unbedingt, aber ich kriege sie nicht. Bitte kümmern Sie sich darum." Ich war verwirrt, sprachlos, die Anruferin wollte schon wieder auflegen, doch ich fragte nach: "Entschuldigen Sie, wie bitte?" Die Aufklärung: Die Leserin vermisst in ihrer "Freien Presse" die Werbebeilagen. "Ich kümmere mich", sagte ich, weil dieses Problem mir gänzlich unbekannt war.

"Ich hätte gerne die Telefonnummer von Professor Udolph", trug eine Anruferin ihr Anliegen vor. "Sie sind mit dem Leser-Obmann der Freien Presse verbunden", erwiderte ich, fest davon überzeugt, dass es sich um ein "falsch verbunden" handelt. Doch die Leserin sagte: "Das weiß ich, deshalb rufe ich ja auch an. Bitte helfen Sie mir." Diesen Worten kann ich nicht widerstehen, die Lösung war dann auch einfach: Die Seniorin hört viel Radio (sieht kein Fernsehen, sehr sympathisch) und verfolgt immer die Sendung "Ihren Namen bitte! - Namenforscher Udolph erklärt ihn" mit großer Aufmerksamkeit. "Ich möchte diesen Onomastiker von der Universitität Leipzig gerne anrufen", sagte die Anruferin. Die Telefonnummer habe ich schnell herausbekommen, und war außerdem froh, ein neues Fremdwort gelernt zu haben.

"Die Bundesregierung spricht doch immer von einer aktuellen Terrorwarnstufe", leitete ein anderer Leser seine Bitte ein und fuhrt fort: "Ich möchte gerne, dass Sie diese Warnstufe jeden Tag aktuell veröffentlichen, am liebsten wäre mir das beim Wetterbericht." Ich versprach dem Anrufer, diese Bitte weiterzuleiten an die zuständigen Redakteure. Weil ich immer noch nicht an Zufälle glaube, will ich den übernächsten Anruf nicht verschweigen: "Die Mondphasen im Wetterbericht fehlen immer noch."

"Sind Sie bereit, mit mir über Karl Marx zu reden?" fragte mich der vorletzte Anrufer heute am Telefon. Die Zwickmühle erkannte ich sofort: Sage ich ja, dauert das Gespräch vermutlich wirklich lange; sage ich nein, bin ich eine Erklärung schuldig, die ich so auf die Schnelle nicht parat hatte. Also wählte ich die Alternative: Zeit gewinnen. "Wenn Sie mir sagen, worum es dabei konkret gehen soll?" lautete also meine Erwiderung auf die Frage und hörte als Antwort dies: "Sie haben doch die Leser aufgefordert, sich zu Arbeit und Menschenwürde zu äußern; Sie wissen schon, das Interview mit Günther Keilhofer. Deswegen würde ich gerne mit Ihnen über Karl Marx reden." Wir haben uns zum Telefonieren verabredet, dieses Gespräch habe ich noch vor mir.

Ach ja, bevor ich das vergesse, der letzte Anruf heute: "Sind Sie für die Zeitung zuständig? Sie war heute  pitschnass, als ich sie aus dem Briefkasten zog." Ich kümmere mich darum, der Leser war zufrieden und legte auf.

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