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Nur deshalb, auch deswegen
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Zu meinen Aufgaben als Leserobmann gehört es auch, immer dann, wenn Leser aus "inhaltlichen Gründen" die Zeitung nicht mehr beziehen möchten, mich mit ihnen in Verbindung zu setzen, um mit ihnen darüber zu reden, welche Art von Artikeln oder Fotos beziehungsweise welche Themen oder Meinungen in Kommentaren es gewesen waren, über die sie sich geärgert haben, weil ich dann in aller Ruhe mit ihnen darüber reden kann, warum wir sie so und nicht anderes berichten und wieso die Zeitung beispielsweise diese Struktur hat und keine andere. Diese Unterhaltungen sind in fast allen Fällen immer konstruktiv und höchst selten emotional, weshalb ich am Ende nicht den Versuch starte, sie ganz bewusst zu überreden, sondern ihnen sage: "Denken Sie einfach noch einmal darüber nach, und wenn sie künftig Kritik loswerden möchten, dann können Sie mich jederzeit anrufen und auf einem kurzen Dienstweg ihren Unmut in Worte fassen, damit ich sofort meiner Kollegen in der Redaktion darüber informieren kann." Ob Sie sich dann tatsächich anders entscheiden, erfahre ich eigentlich nicht, nur dann, wenn die Leute mich noch einmal anrufen und mir davon erzählen. Doch solch einen Fall wie diesen von heute hatte ich noch nie:
"Mir gefällt die Farbe nicht", meinte der Mann in der Leitung, und ich wollte wissen: "Meinen Sie die der Bilder in der Zeitung oder die von Grafiken oder Rubrikenüberschriften?" Ich vernahm ein deutlich hörbares und tiefes Luftholen, bevor der Anrufer sagte: "Sie verstehen mich nicht, junger Mann, mir gefällt die Farbe der Zeitung nicht." Bevor ich Gefahr lief, noch tiefer in ein vermeintliches Fettnäpfchen zu treten, fragte ich nicht weiter nach, sondern entschied mich für einen völlig unverbindlichen und in diesem Sinne eher nicht zu noch mehr Verdruss sorgenden Satz: "Erklären Sie mir das doch bitte etwas näher." Zuerst schwieg der Mann, wobei ich während dieser Sekunden dachte, dass nun alles zu spät ist und gleich einfach den Hörer auflegen wird, doch dann hörte ich seine Stimme dies sagen: "Die Zeitung ist blau, und das ärgert mich schon seit Jahren, weil ich in Sachsen lebe und mich sehr mit meiner Heimatregion verbunden fühle, weshalb ich davon ausgehe, dass das Grün in den sächsischen Landesfarben sich auch in der Farbe der Zeitung niederschlagen sollte. Also für Sie eine leichte Entscheidung: Nicht den Eimer mit blauer Farbe nehmen, sondern den mit grüner." Zwar wollte ich ihm nicht versprechen, dass ich mich bei einem der nächsten Gespräche mit dem Chefredakteur oder dem Geschäftsführer für sein Anliegen starkmachen werde, aber zumindest konnte ich ihm zusichern, seine Anregung öffentlich zu machen; nur weiß ich nicht, ob die beiden zu den Lesern meiner Blogeinträge gehören.
Einen persönlichen Erfolg habe ich aber heute auch noch für mich verbuchen können, denn ein Anrufer hatte sich bei mir gemeldet und mit dem Verweis auf meine Kolumne "Immer ganz Ohr" vor zwei Monaten, in der es um sprachliche Marotten wie beispielweise das "Passen sie mal auf" am Anfang eines Satzes in einer Unterhaltung ging, gesagt: "Für mich gibt es da auch eine, die mir gewaltig auf die Nerven geht, und weil ich sie ständig in der Zeitung lese, dachte ich mir, dass es endlich an der Zeit ist, Sie anzurufen." Ganz unverblümt betonte er sogar, dass er davon ausgehe, dass diese sprachlich Schlamperei durchaus etwas mit den sächsischen Mundarten zu tun haben könnte, aber ganz sicher sei er sich da nicht. Das ist die von ihm als "Verhunzung der deutschen Sprache" bezeichnete Marotte, ich gebe einfach mal die drei Zitate wieder, mit denen der Mann in die Leitung mir den Beweis lieferte, dass meine Kollegen dies (seit Jahresbeginn) geschrieben beziehungsweise nicht bemerkt und deshalb nicht gestrichen haben.
Erster Satz: "Es geht um Grundschulen, von daher würde ich lieber von einer Schummelei sprechen."
Zweiter Satz: "Von daher kann die Mannschaft um Kapitän (...) nur gewinnen bei ihrem Auftritt."
Dritter Satz: "Gerade unsere Jungs sind erst seit September 2017 beim Turnen und von daher schon gut unterwegs."
Also: "Von daher" ist tatsächlich eine viel gebrauchte Verballhornung der deutschen Sprache, weil die richtigen Wörter wie "deshalb" oder "deswegen" durchaus zum Alltagssprachwortschatz eines jeden deutschsprachigen Menschen gehören und auch Formulierungen wie "aus diesem Grund" nicht gerade zum fachspezifischen Wissen von Germanisten zählen. Nun muss ich mich nur noch entscheiden: Wenn ich das nächste Mal ein "von daher" in der Zeitung lese, spreche meine Kollegen darauf an? Oder kapituliere ich wie bei dem Fugen-S, das in sehr vielen Fällen in Artikeln mit einem Bindestrich versehen wird, was aber falsch ist, und ich dann zu hören bekomme, dass gerade lange Wörter dadurch lesbarer werden, was aus meiner Sicht aber kein rechtfertigender Grund ist, gegen die Regeln der Grammatik zu verstoßen. Jüngstes Beispiel aus einem Artikel: "Der Betriebsrats-Chef des Chemnitzer Volkswagen-Werkes über Elektromobilität ..."
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