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Offener Brief: Liebe Deutsche Post ...

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Durchschnittlich drei bis vier Mal in der Woche darf ich Lesern am Telefon erklären, warum ihr als Offener Brief an ebenso wichtige wie prominente Personen des öffentlichen und vor allem politischen Lebens deklariertes Schreiben nicht als Leserbrief auf der Seite "Leserforum" abgedruckt werden kann. Meistens geht das so aus, dass die Leute dafür Verständnis haben und sich überzeugen lassen, mir ihre in den Ausführungen erläuterte Meinung noch einmal und dann als ganz normalen Leserbrief zu schicken. Es mag zwar verwundern, und ich habe es an dieser Stelle in den vergangenen neun Jahr auch erst einmal gemacht, aber nun werde ich einen Offenen Brief schreiben und ihn so der Veröffentlichung zuführen, verbunden mit der Hoffnung, dass der Adressat jemand ist, der von Zeit zu Zeit mit Hilfe von Suchmaschinen und Stichworten das Internet danach durchsucht, ob jemand ein weniger günstiges Wort über ihn geschrieben hat. Der Grund ist einfacher, ich stehe dazu: Anders kann ich das Anliegen einer Leserin nicht aufgreifen, wobei mir das in diesem Fall auch aus persönlichen Gründen wirklich wichtig ist. Also, nun ist es soweit:

 

Liebe Deutsche Post,

heute möchte ich mich einmal mit einer außergewöhnlichen Bitte an Sie wenden. Und wenn Sie sich am Ende entscheiden, mir diesen Gefallen zu tun, haben Sie auf jeden Fall einen zusätzlichen Stein bei mir im Brett, was auch nicht schaden kann, oder? Also, darum geht es mir:

Mich hat heute eine 79-jährige Frau angerufen, die mir gleich zu Anfang sagte, dass sie meine Nummer nur deshalb gewählt hat, weil sie sonst niemanden kennt, bei dem sie ihren Kummer, aber auch ihren Ärger mal abladen kann. Wörtlich sagte sie: "Weil ich doch aus der Zeitung weiß, dass Sie ein guter Zuhörer sind. Und hinterher fühle ich mich dann besser, ist das schlimm?" Natürlich habe ich sie ermutigt, sich mal ordentlich Luft zu verschaffen, und gesagt: "Kein Problem, dafür bin ich da." Passiert ist der Dame dies:

In den vergangenen Wochen und Monaten hat sie drei Briefe an wirklich liebe und ihr besonders nahestehende Menschen geschickt, die nicht angekommen und verloren gegangen sind. Sie gestaltet die Schreiben immer möglichst nett und durchaus kreativ und sogar kunstvoll, auch die Umschläge, und verziert sie beispielsweise mit süßen kleinen Aufklebern. Außerdem legt sie immer eine kleine Aufmerksamkeit dazu, auch an die beste Freundin im Krankenhaus, oder beispielsweise einen Gutschein für den Bastelladen für die weiter weg wohnende Enkelin. Nun war sie wegen des Verlusts dieser Briefe zunächst ziemlich traurig, den Grund hat sie mir verraten: "Für mich sind Briefe ein besonderer Ausdruck der Wertschätzung für den Absenden, weshalb es mich schmerzt, dass sie nicht ankommen und einfach verschwinden." Bevor Sie, liebe zuständige und verantwortliche Mitarbeiter bei der Post, nun denken und meinen, dass die Frau doch einen offiziellen Suchauftrag hätte stellen können, versichere ich Ihnen: Das hat sie getan, alle erforderlichen Formulare (auch über das Internet) vollständig ausgefüllt und Ihnen zukommen lassen. Mit diesem Ergebnis: Die Seniorin hat von Ihnen dreimal den gleichen standardisierten und nicht mit der Hand unterschriebenen Formbrief (Sie betonte: "Aus Marburg, wo hat man denn gesucht?") erhalten mit immer der gleichen Information, dass der gesuchte Brief leider nicht gefunden wurde. Ganz ehrlich, liebe Post, und Hand aufs Herz: Haben Sie wirklich nachgeschaut, ob die Briefe irgendwo aufgetaucht sein könnten? Oder vielleicht einfach nur die vorgeschriebene Zeit gewartet, bevor Sie ihr Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht haben, dass Briefe einfach mal so verschwinden? Es fällt mir schwer, das zu glauben, und auch deshalb schreibe ich Ihnen diesen Brief, weil ich nämlich eine Bitte habe, ich formuliere sie mal als Frage:

Was halten Sie von meiner Idee, wenn sich in diesem Fall (drei Briefe in kürzester Zeit) einer Ihrer Mitarbeiter persönlich bei dieser Dame meldet, sich entschuldigt und als Wiedergutmachung vielleicht sogar ein kleines Geschenk überreicht? Sie haben doch beispielsweise so wunderschöne Sonderbriefmarken mit ganz tollen Motiven, über die sich diese treue Kundin Ihres Unternehmens sich besonders freuen würde. Natürlich weiß ich, dass Sie das nicht bei allen Leuten, die bei Ihnen einen Antrag auf Suche nach einem verschwundenen Brief gestellt haben, machen können; das verlangt auch niemand. Aber es wäre eine wirklich liebe Geste, vor der ich dann der ganzen Welt erzählen würde, was dem Image Ihres Unternehmens nicht schaden würde, was meinen Sie? 

Eigentlich wollte ich das für mich behalten, nur schreibe ich es doch, denn die Leserin hat mir noch dies gesagt: "Die Post hat doch jetzt das Briefporto deutlich erhöht und das unter anderem damit begründet, dass die Anzahl der verschickten Briefe immer weiter sinkt. Man sollte denen mal sagen, dass das nicht nur daran liegt, weil immer mehr Menschen den Computer nutzen, statt zu einem Stift zu greifen."

Sollten Sie also meine Idee als eine gute ansehen, stelle ich mich gern zur Verfügung, um den Kontakt mit der Frau herzustellen. Wie Sie mich erreichen können, erfahren Sie, wenn Sie diese Seite auf der Homepage der "Freien Presse" aufmerksam lesen. Also verbleibe ich mit der Hoffnung, dass ein so großer Konzern wie die Deutsche Post auch einmal über seinen Schatten springen und etwas wirklich Gutes tun könnte und sollte, und schicke Ihnen freundliche Grüße

Hochachtungsvoll

Der Leserobmann

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