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Von Engeln und Leberwürsten

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In der ersten Episode meiner Randnotizen aus den Protokollen der Gespräche mit Lesern zwischen zehn und zwölf geht es wieder einmal um den Kommentar zu einem Foto in der Zeitung, von dem ich beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie man überhaupt auf eine solche Idee kommen kann. Zum besseren Verständnis rate ich dazu, sich vielleicht zuerst einmal ein paar Sekunden lang das Foto anzuschauen.

Episode 1: Die Frau hatte sich bei mir gemeldet, nachdem sie am Montag in der Zeitung den Bericht "Satellitenboom – Internet zieht in den Weltraum" auf der Seite "Wissen" gelesen und das Foto (siehe oben) gesehen hatte. In diesem Fall zitiere ich die Leserin sicherheitshalber mal wörtlich: "Was sagen denn die Engel und Gott dazu, wenn auch noch Satelliten um sie herum fliegen? Sehr gesund für Mensch und Tier auf Erden, höre ich sie flüstern."

Episode 2: Nachdem ich gestern darüber geschrieben habe, dass ich mir manchmal große Mühe geben muss, damit die Leute am Telefon nicht bemerken, dass ich gerade nicht anders kann, als darüber zu schmunzeln, was sie mir erzählt haben, habe ich bei einem Gespräch die Umkehrung davon erleben, allerdings mit einem mich versöhnlich stimmenden Ende. Denn der Mann in der Leitung konnte sich kaum halten vor Lachen, als er mir den Grund für seinen Anruf sagte: "Ich lese Ihnen jetzt mal eine Überschrift aus Ihrer Zeitung vor", sagte er und zitierte den Titel einer Nachricht auf der Seite "Wirtschaft" mit "Hochschule lernt Lokführer an". Während er noch feixte und sich seiner Schadenfreude offenbar ganz sicher war, fragt ich: "Und?" Der Mann in der Leitung holte hörbar tief Luft und sagte: "Richtig muss es doch wohl heißen: Hochschule lehrt Lokführer an". Für meine Reaktion darauf brauchte ich zwar ein paar Sekunden, so lange wie es dauerte, zwei Begriffe in die Suchmaschine zu tippen, bevor ich antwortete: "Ich zitiere jetzt aus dem Duden: "Jemanden anlernen; das habe ich mir angelernt; in eine bestimmte berufliche Tätigkeit, die keine Berufsausbildung voraussetzt, einarbeiten." Der Leser schwieg zunächst, dann sagte er: "Ist ja auch egal", und legte auf.

Episode 3: "Es geht um ernstes Thema, um ein in jeder Beziehung wichtiges Thema, das viele andere auch interessieren dürfte. Deshalb möchte ich Sie bitten, in dieser Sache eine Recherche zu starten und darüber einen Artikel in die Zeitung zu setzen", leitete eine Leserin das Gespräch mit mir ein. Wie immer, wenn ich davon ausgehe, dass ich meine Kollegen in der Redaktion über solche Anfragen informiere, ließ ich mir auch bei diesem Anruf zunächst die Kontaktdaten geben. Dann bat ich die Frau, wobei ich mir wirklich große Mühe gab, dem Ernst der Sache angemessen einen bedeutungsschweren Ton anzuschlagen, um die Schilderung des Problems. Ich erfuhr dies: "Die Hecke meines Nachbarn ist 1,60 Meter hoch. Ist das überhaupt erlaubt?"

Episode 4: Eine Leserin hat mich angerufen, weil sie zwei Fragen hat, auf die sie von mir zwar keine Antwort erwartete, die aber ihrer Ansicht nach von so großer Bedeutung sind, dass man sie angesichts der momentan geführten Diskussion über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte diskutieren beziehungsweise in der Zeitung zum Gegenstand einer Berichterstattung machen sollte. Ihre erste Frage: "Würde die höhere Steuer dann auch für das demnächst in großen Mengen im Handel erhältliche und im Labor aus Zellkulturen gezüchtete künstliche Fleisch gelten?" Zweite Frage: "Und wie verhält es sich mit diesen Ersatzprodukten, die aussehen wie Salami oder Leberwurst, die schmecken wie Salami oder Leberwurst, aber keine Salami oder Leberwurst sind, sondern aus rein pflanzlichen Zutaten wie Tofu oder Kichererbsen hergestellt werden? Müssten die dann nicht auch teurer werden wegen der Gleichbehandlung der Kunden?" Gesagt habe ich: "Gebe ich gern an meine Kollegen weiter." Gedacht habe ich: Manchmal hat man es als Vegetarier nicht immer nur leicht.

 

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